Nachwahl in New York verspricht Vorgeschmack auf Zwischenwahlen im November

Bei der Nachwahl um den vakanten Sitz in New Yorks 19. Kongresswahlkreis treffen zwei zentrale Wahlkampfthemen der Republikanischen und Demokratischen Parteien aufeinander. Weniger als drei Monate vor den Zwischenwahlen ist das der erste echte Test der Botschaften beider Parteien.

Bei den US-Zwischenwahlen werden die Kandidat:innen der Regierungspartei traditionell abgestraft. 2018 verloren die Republikaner:innen 41 Sitze im Repräsentantenhaus. 2010 wiederum verlor Barack Obamas Partei sechs Senatssitze und 63 Sitze im Repräsentantenhaus. Auch in diesem Jahr hoffen die Republikaner:innen, dass sie von Joe Bidens niedrigen Beliebtheitswerten profitieren und siegreich aus den Zwischenwahlen hervorgehen. Mit der gestiegenen Inflation und der strauchelnden Wirtschaft haben sie auch zwei Themen, die für die Bürger:innen aktuell mit am wichtigsten sind.

Für die Demokratische Partei könnte hingegen Abtreibung zum rettenden Thema werden. So hat der Enthusiasmus der demokratischen Wähler:innen stark zugelegt, nachdem der Supreme Court das landesweite Recht auf Abtreibung im Juni aufgehoben hatte. Einen Vorgeschmack darauf, ob die Demokrat:innen mit der Wut auf das Urteil genug Wähler:innen mobilisieren können, könnte die Nachwahl in New Yorks 19. Kongresswahl geben.

Am kommenden Dienstag sind die Walberechtigten im Wahlkreis, der 2020 mit einem Vorsprung von 1,5 Prozent mehrheitlich für Joe Biden gestimmt hat, aufgerufen, einen Nachfolger für den Demokraten Antonio Delgado zu wählen. Delgado hatte seinen Sitz im Repräsentantenhaus aufgegeben, da er im Mai zum Vizegouverneur von New York ernannt wurde. Der Wahlkreis ist besonders deswegen so aufschlussreich für die Zwischenwahlen, da er bei den letzten beiden Präsidentschaftswahlen stets an den jeweiligen Wahlsieger gegangen ist.

In den Umfragen lag der republikanische Kandidat Marc Molinaro, der seinen Wahlkampf vor allem auf die Inflationsbekämpfung ausgerichtet hat, bisher durchgehend vorne. Zuletzt war sein Vorsprung allerdings zurückgegangen. So hatte eine interne Umfrage der demokratischen Kampagnenorganisation DCCC Molinaro drei Prozent vor seinem demokratischen Konkurrenten Pat Ryan gezeigt. Aufgrund der Fehlergrenze von 4,5 Prozent liegen beide Kandidaten bei dieser Umfrage effektiv gleichauf.

Trotzdem geht Molinaro als Favorit in die Abstimmung am Dienstag. Sollte allerdings Ryan, der seinen Wahlkampf stark auf die Abtreibungsfrage zugespitzt hat, nur knapp verlieren oder sogar gewinnen können, wäre das ein deutliches Signal. Demokrat:innen in umkämpften Wahlkreisen hätten dann einen handfesten Beweis, dass ein auf Abtreibungsrechte fokussierter Wahlkampf erfolgversprechend sein kann.

Quellen: Politico, Reuters