Die vier interessantesten Vorwahlen am 28. Juni

Colorado, Illinois, New York, Oklahoma, South Carolina und Utah: In sechs US-Bundesstaaten finden am heutigen Dienstag, 28. Juni Vorwahlen oder Stichwahlen statt. Vier Nominierungswettbewerbe sind besonders spannend.

Als Gouverneurin von New York müsste sich die demokratische Amtsinhaberin Kathy Hochul eigentlich keine Gedanken darum machen, im Januar 2023 erneut als Regierungschefin des Staates eingeschworen zu werden. Trotzdem sah sie sich nach der Amtsübernahme von ihrem Vorgänger Andrew Cuomo mit einer vergleichsweise kompetitiven Vorwahl konfrontiert.

Ihr gelang es allerdings schnell die Unterstützung der Partei und einflussreicher Geldgeber:innen zu konsolidieren. Der Ausstieg von Generalstaatsanwältin Letitia James aus dem Rennen im vergangenen Dezember ließ Hochuls Umfragewerte zudem auf rund 50 Prozent ansteigen. Ein Niveau, das Hochul bis zuletzt aufrechterhalten konnte. Ihre beiden verbleibenden Kontrahenten, der progressive Public Advocate von New York City Jumaane Williams und der moderate Kongressabgeordnete Thomas Suozzi kommen aktuell nur auf je rund 20 Prozent.

Auch bei der republikanischen Gouverneursvorwahl hat sich ein breites Feld versammelt. Angelockt von Hochuls skandalbehaftetem Vorgänger Cuomo, ist die Partei mit der Erwartungshaltung in den Wahlkampf gestartet, nach den Vorwahlen einen angezählten Amtsinhaber herauszufordern. Stattdessen wird der Sieger voraussichtlich auf Cuomos Nachfolgerin treffen.

Zu den Umfragen der Gouverneurswahl 2022 in New York

Der Vierkampf um die republikanische Nominierung wird aktuell vom Kongressabgeordneten Lee Zeldin angeführt, der auf einem Parteitag die Unterstützung der Republikanischen Partei von New York mit 85 Prozent der Delegiertenstimmen gewinnen konnte. Dicht dahinter kommen allerdings auch schon der Unternehmer Harry Wilson, der erst im Februar in das Rennen eingestiegen war, der frühere Landrat Rob Astorino sowie Andrew Giuliani, Sohn des ehemaligen Bürgermeisters von New York City und Trump-Anwalts Rudy Giuliani.

Demokratische Wahlwerbung für konservativen Kandidaten

Colorado ist Schauplatz der Wiederwahlkampagne eines der gefährdetsten US-Senatoren dieser Wahlperiode. Der demokratische Amtsinhaber Michael Bennett wurde zuletzt 2016 mit rund 5 Prozent Vorsprung auf seinen damaligen republikanischen Kontrahenten erneut in den Senat gewählt. In diesem Jahr könnte es angesichts des politischen Klimas allerdings nicht im Sinne des Amtsinhabers ausgehen.

Um das zu verhindern, hat eine demokratische Wahlkampforganisation in Colorado Wahlwerbung geschaltet, die den republikanischen Senatskandidaten Ron Hanks in einem konservativen Licht darstellt und seine Positionen zu Abtreibung und Waffenrecht herausstellt. Die Werbung soll Hanks für konservative Wähler:innen attraktiver machen und ihm dabei helfen, den moderateren Joe O'Dea bei der Vorwahl zu besiegen. Eine ähnliche Taktik hatten Pennsylvanias Demokrat:innen bereits im Vorwahlkampf für den Gouverneursposten im Mai verfolgt. Dabei sollte der spätere Vorwahlsieger Doug Mastriano gestärkt werden.

In der bisher einzigen Umfrage der republikanischen Senatsvorwahl in Colorado, die in der zweiten Maihälfte durchgeführt wurde, liegt Joe O'Dea mit 38 Prozent deutlich vor Hanks, der auf 14 Prozent kam. Fast die Hälfte der Befragten waren allerdings noch unentschieden. Sollte sich O’Dea bei der Vorwahl durchsetzen, könnte das nicht nur aufgrund seiner moderateren Positionen für Bennett zum Problem werden. Auch die Finanzstärke des Unternehmers dürfte zum Tragen kommen. So hat O’Dea seiner Kampagne bereits mehr als 1 Million US-Dollar zur Verfügung gestellt.

Trumps Unterstützung in Illinois

Auch in Illinois versuchen die Demokrat:innen dem aus ihrer Sicht extremsten Gouverneurskandidaten zum Vorwahlsieg zu verhelfen. Amtsinhaber J. B. Pritzker und die Vereinigung Demokratischer Gouverneur:innen (DGA) haben Anzeigen für den erzkonservativen Darren Bailey geschaltet. Bis Ende Mai hatte der Bürgermeister der Großstadt Aurora das Rennen angeführt, war dann aber hinter Bailey zurückgefallen.

Zu den Umfragen der Gouverneurswahl 2022 in Illinois

Inzwischen hat Bailey zudem die Unterstützung von Donald Trump erhalten. Die Schützenhilfe des Ex-Präsidenten könnte genau der nötige Schub sein, der dem Abgeordneten im Senat von Illinois zum Vorwahlsieg verhilft.

Nachwahl in Oklahoma

In Oklahoma finden in diesem Jahr neben der Gouverneurs- und einer Senatswahl auch eine Nachwahl für die verbleibende Amtszeit des zweiten US-Senators Jim Inhofe statt. Gouverneur Kevin Stitt und US-Senator James Lankfort stehen im konservativen Südstaat zur Wiederwahl und sind keiner ernsten Konkurrenz aus ihrer Republikanischen Partei ausgesetzt.

Bei der Senatsnachwahl sieht das jedoch ganz anders aus. Hier deutet alles darauf hin, dass die republikanische Vorwahl in eine Stichwahl gehen muss, falls niemand mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält.

Zu den Umfragen der Senatsnachwahl 2022 in Oklahoma

So führt der Kongressabgeordnete Markwayne Mullin zwar die bisherigen Umfragen an, liegt jedoch nur bei rund 38 Prozent. Auf wen Mullin in einer voraussichtlichen Stichwahl treffen würde ist allerdings komplett offen. Auf Platz zwei rangiert bisher der ehemalige Sprecher des Repräsentantenhauses von Oklahoma, T. W. Shannon.

Mit Nathan Dahm, einem Abgeordneten im Senat von Oklahoma, der seine Kampfkandidatur gegen James Lankford extra aufgegeben hatte, um für den offenen Sitz zu kandidieren, und Jim Inhofes ehemaligem Stabschef, Luke Holland, hat Shannon allerdings zwei enge Verfolger. So hat Holland nicht nur Inhofes offizielle Unterstützung, sondern profitiert auch von dessen Spendennetzwerk, das ihm einem Bericht von Bloomberg zufolge ermöglicht, auf den letzten Metern eine TV-Werbeoffensive zu starten.

Der Wahlkampf war bisher davon geprägt, das die Kandidat:innen versuchten, sich mit ihren konservativen Positionen zu überbieten. Donald Trump hat sich bisher aus dem Rennen herausgehalten und unterstützt niemanden.

Quellen: NPR (New York), NPR (Colorado), WBEZ Chicago, Bloomberg,