Kapitol-Demonstrant auf dem Weg zur republikanischen Gouverneursnominierung in Pennsylvania

Doug Mastriano steht an der Spitze der republikanischen Vorwahlumfragen für den Gouverneursposten von Pennsylvania und versetzt die Parteiführung des Staates damit in Aufregung. Es wird befürchtet, dass seine extremen Positionen die Partei die Chance auf das Gouverneursamt kosten könnte. Fünf Tage vor der Wahl hat der erste Kandidat das Rennen nun verlassen, um Mastriano zu stoppen.

Er wirkt kaum noch aufzuhalten: Doug Mastriano konnte in den letzten Wochen des Vorwahlkampfs in Pennsylvania seine Position an der Spitze des republikanischen Feldes für die Gouverneursnominierung festigen und zuletzt sogar ausbauen. Der Abgeordneter im Senat von Pennsylvania hatte sich seit Beginn seines Wahlkampfes im vergangenen Januar ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem ehemaligen Kongressabgeordneten Lou Barletta geliefert, war ihm aber ab Mitte April davongezogen.

Zu den Umfragen der Gouverneurswahl in Pennsylvania 2022

In den letzten Tagen vor der Wahl am 17. Mai setzt Berichten von Politico und dem Pennsylvania Inquirer zufolge Panik bei der republikanischen Parteiführung ein, Mastriano könne als Nominierter die Chancen der Republikaner zunichte machen, das Gouverneursamt in Pennsylvania zurückzugewinnen. So habe es Abstimmungen zwischen den übrigen Kampagnen gegeben, sich hinter einem der stärksten beiden Gegenkandidaten zusammenzuschließen.

Extreme Positionen

Mitverantwortlich für diese Befürchtungen dürften die Positionen des 58-jährigen Armeeveterans sein. Unter anderem war Mastriano eine der treibenden Kräfte hinter der Anstrengung, Joe Bidens Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2020 in Pennsylvania im Sinne Donald Trumps umzukehren. Darüber hinaus finanzierte er mehrere Reisebusse für Trump-Unterstützer am 6. Januar 2021 nach Washington, D.C. und nahm selbst an den Protesten vor dem Kapitol teil, obwohl er dies leugnet. Es gibt keine Beweise, dass Mastriano das Kapitol betreten hat.

Mastriano setzt sich zudem dafür ein, dass jegliche Form von Abtreibung in Pennsylvania verboten wird, selbst im Fall von Vergewaltigung, Inzest und wenn das Leben der Mutter aufgrund der Geburt in Gefahr ist. Zu diesem Zweck hat Mastriano 2019 das sogenannte Herzschlag-Gesetz im Pennsylvanias Senat eingebracht, das es Ärzten untersagen würde, eine Abtreibung durchzuführen, sobald ein Herzschlag vorhanden ist.

Allerdings ist der aktuelle Spitzenreiter nicht alleine mit dieser Position. Auch Dave White sprach sich bei einer TV-Debatte Ende April für ein Abtreibungsverbot ohne Ausnahmen aus. Auch Barletta und McSwain würden als Gouverneur ein Abtreibungsverbot einführen, allerdings Ausnahmen bei Vergewaltigung, Inzest und Lebensgefahr der Mutter ermöglichen.

Auch der demokratische Gouverneurskandidat Josh Shapiro scheint Mastriano als Gegner im November zu bevorzugen. Vor Kurzem begann seine Kampagne einen Wahlwerbespot zu schalten, der Mastriano unter anderem als Trump-Unterstützer und Abtreibungsgegner darstellt. „Wenn Mastriano gewinnt, ist das ein Sieg für Trump“, ordnet der Sprecher zum Ende des Werbespots das Rennen um die republikanische Nominierung ein.

Der Werbefilm ist so aufbereitet, dass er gleichzeitig die demokratische Basis für Shapiro und pro-Trump Wähler:innen für Mastriano mobilisieren kann. Der Republikaner selbst freute sich über die Schützenhilfe aus dem demokratischen Lager: „Ich werde ihm eine Dankeskarte schicken müssen.“

Jake Corman beendet Wahlkampf

Fünf Tage vor dem Wahltag hat der President pro tempore des Senats von Pennsylvania, Jake Corman noch einmal Bewegung ins Rennen gebracht. Er gab seine Kandidatur auf und unterstützt nun Lou Barletta. „Wir haben die großartige Chance, etwas zu tun, was wir in den letzten zwei Jahrzehnten nur einmal geschafft haben – einen Republikaner zum Gouverneur von Pennsylvania zu wählen. Das Einzige, was dies verhindern wird, ist, wenn wir jemanden nominieren, der im Herbst unmöglich gewinnen kann, und das ist bei neun Kandidaten in diesem Rennen eine reale Möglichkeit“, erklärt Corman seinen Rückzug mit einem deutlichen Verweis auf das Risiko einer Nominierung Masterianos.

Zudem äußerte Corman die Hoffnung, dass es ihm weitere Kandidat:innen gleichtun werden. In den letzten Umfragen bewegte sich seine Unterstützung bei rund 5 Prozent. Cormans Rückzug alleine dürfte also nicht dafür sorgen können, dass Barletta an Masteriano vorbeizieht. Bisher deutet allerdings nichts darauf hin, dass McSwain oder White überzeugt werden konnten auszusteigen. Zudem ist unklar, ob ein solches Manöver in den verbleibenden Tagen bis zur Vorwahl überhaupt den gewünschten Effekt hätte.

Eine weitere große Unbekannte werden am kommenden Dienstag die noch unentschlossenen Wähler:innen sein. Ihr Anteil an den Befragten ist in den vergangenen Tagen zwar stetig gesunken, liegt aber trotzdem weiterhin bei rund 15 Prozent.

Quellen: Politico, Pennsylvania Inquirer und Centre Daily Times