Bürgermeistervorwahlen in New York City: offenes Rennen mit unklarem Ausgang

12 Demokrat:innen kandidieren um die Nachfolge des New Yorker Bürgermeisters Bill de Blasio. Das Rennen ist völlig offen, da sich bisher kein:e Kandidat:in vom restlichen Feld absetzen konnte. Besonders das neue Rangwahlsystem macht die Vorwahl so unberechenbar. Ein:e Sieger:in könnte erst in einigen Wochen feststehen.

Schlange in einem Wahllokal in New York City bei der US-Wahl 2016.
Public School 59: Polling Place of Trump

In New York City finden heute die Bürgermeistervorwahlen statt. Zwölf Demokrat:innen und zwei republikanischen Kandidaten bewerben sich um die Nominierung ihrer jeweiligen Partei. Sie alle wollen die Nachfolge des demokratischen Amtsinhabers Bill de Blasio antreten, der nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren darf. Hinzu kommt noch die unberechenbare Komponente des neuen Rangwahlsystems, das in der Metropole zum ersten Mal bei einer Bürgermeisterwahl zum Einsatz kommt. Dabei findet eine sofortige Stichwahl statt, wenn niemand aus dem Stand mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält.

Anfang des Jahres hatte noch der ehemalige demokratische Präsidentschaftskandidat Andrew Yang den Ton im Rennen angegeben. Als wohl bekanntester Kandidat stieg er Ende Januar in den Wahlkampf ein und setzte sich direkt an die Spitze der Umfragen – zum Nachteil des Bezirkspräsidenten von Brooklyn, Eric Adams, der zuvor als einer der aussichtsreichsten Kandidat:innen galt. Yang versuchte sich mit einem Grundeinkommen für die ärmsten New Yorker:innen zu profilieren und setzte darauf, New York zu einer bezahlbaren Stadt zu machen.

Anfang Mai verlor Yang dann an Zuspruch und kurze Zeit später zog Adams an seinem Konkurrenten vorbei. Dabei kam dem ehemaligen New Yorker Polizeikapitän wohl auch zugute, dass sich die Prioritäten der Bevölkerung geändert hatten. Während Anfang des Jahres noch die Bekämpfung von Covid-19, die Schaffung neuer Arbeitsplätze sowie Bildung die wichtigsten Themen waren, ist die Kriminalität mittlerweile das mit Abstand vorherrschende Problem.

Im Mai erschütterte zudem eine Anschuldigung sexueller Belästigung die Kampagne des progressiven Mitfavoriten Scott Stringer. Zahlreiche Unterstützer:innen zogen ihre Endorsements zurück und auch in den Umfragen brach sein Rückhalt um etwa die Hälfte ein. Aktuell rangiert er bei rund 8 Prozent. Seine Unterstützung scheint größtenteils zu seiner progressiven Konkurrentin Maya Wiley übergewandert zu sein. Die ehemalige Vorsitzende der städtischen Polizeiaufsicht rangiert momentan bei rund 18 Prozent und ist damit eine der drei Top-Kandidat:innen.

Völlig offener Ausgang

Obwohl Eric Adams der aktuelle Favorit auf den Wahlsieg ist, hat er die Nominierung seiner Demokratischen Partei bei weitem noch nicht sicher. Dafür schwanken einerseits die Umfragen zu sehr und andererseits liegen die besten vier Kandidat:innen auch zu nahe bei einander. Insgesamt treten auf Seiten der Demokrat:innen 12 Kandidat:innen an. Hier spielt auch das neue Rangwahlsystem eine große Rolle. Bei der eingebauten Stichwahl werden so lange die letztplatzierten Kandidat:innen eliminiert und ihre Stimmen neu verteilt, bis ein:e Sieger:in mit mehr als 50 Prozent der Stimmen feststeht. Dabei hängt also auch sehr viel davon ab, wen die New Yorker Wähler:innen als zweite bis fünfte Wahl auf ihrem Stimmzettel notieren.

Gleichzeitig findet auch die Vorwahl der Republikanischen Partei statt. Nur zwei Kandidaten haben sich letztendlich qualifizieren können, sodass das neue Wahlrecht dort keine Rolle spielen wird. So werden der Aktivist Curtis Sliwa und der Unternehmer Fernando Mateo die Vorwahl unter sich ausmachen. Sliwa lag in der einzigen Umfrage des republikanischen Rennens knapp vor Mateo, aber auch hier ist der Ausgang offen.

Die Hauptaufmerksamkeit liegt aber auf dem Rennen der Demokratischen Partei, die die Politik der Stadt prägt und nicht nur den aktuellen Bürgermeister stellt, sondern auch das Kommunalparlament der Stadt dominiert. So ist auch davon auszugehen, dass die Vorwahl bereits eine gewisse Vorentscheidung ist und der republikanische Vorwahlsieger es sehr schwer haben wird, gegen die Demokrat:innen zu bestehen. Wer jedoch die Vorwahlen für sich entschieden und im November auf den Stimmzetteln stehen wird, dürfte noch eine Weile unklar bleiben. So wird die Auszählung und insbesondere die Umverteilung der Stimmen aufgrund des neuen Wahlsystems einige Zeit in Anspruch nehmen. Die endgültigen Sieger:innen stehen möglicherweise erst in einigen Wochen fest.

Quellen: CNBC, CNN