New York City: Scott Stringers Bürgermeisterkampagne zerfällt nach Belästigungsvorwürfen

Vorwürfe sexueller Belästigung gegen den New Yorker Bürgermeisterkandidaten Scott Stringer haben das gesamte Rennen um die Nachfolge von Bill de Blasio auf den Kopf gestellt. Für das progressive Lager der Demokratischen Partei könnte damit das Bürgermeisteramt der Stadt in unerreichbare Ferne rücken.

Der demokratische Bürgermeisterkandidaten Scott Stringer ist wenige Wochen vor der Vorwahl seiner Partei mit Anschuldigungen sexueller Belästigung konfrontiert. Jean Kim, die 2001 eine Wahlkampagne Stringers als unbezahlte Freiwillige unterstützt hat, wirft dem amtierenden Comptroller von New York City vor, sie vor 20 Jahren ohne ihre Einwilligung geküsst und begrapscht zu haben.

Stringer selbst bestreitet die Anschuldigungen und spricht davon, mit Jean Kim eine einvernehmliche Beziehung gehabt zu haben. Seine Kampagne versuchte umgehend, Ungereimtheiten in Kims Schilderung der Geschehnisse aufzudecken und gegen die damals 29-Jährige zu verwenden. So bewarb sich Kim, die heute als Lobbyistin arbeitet, 2013 um einen Posten bei Stringers Comptroller-Kampagne und unterstützte ihn weiterhin mit Spenden. Kims Anwältin erklärte die Spenden mit ihrer Tätigkeit als Lobbyistin und gestand ein, dass sich Kim um eine Stelle bei Stringers Kampagne bemüht hatte. Dabei soll es sich jedoch nur um eine Höflichkeitsanfrage gehandelt haben, da Kim eigentlich für Stringers Konkurrenten Eliot Spitzer arbeiten wollte, was sie anschließend auch tat.

Auswirkungen auf die Bürgermeisterwahl

Unabhängig davon, ob sich die Belästigungsvorwürfe bewahrheiten sollten, ist der Schaden für Stringers Ambitionen, der nächste Bürgermeister von New York City zu werden, bereits angerichtet. So forderten umgehend zahlreiche seiner parteiinternen Konkurrent:innen Stringers Rückzug aus dem Wahlkampf. Neben dem ehemaligen Obama-Minister Shaun Donovan bezogen auch die verbleibenden Frauen im Rennen, Kathryn Garcia, Maya Wiley, Dianne Morales und Joycelyn Taylor klar Stellung.

Zudem wendeten sich zahlreiche Unterstützer:innen von Stringers Wahlkampf ab. Zahlreichen Politiker:innen und Organisationen wie die Umweltorganisation Sunrise Movement NYC und die Working Families Party zogen ihre Unterstützung zurück. Trotzdem bleibt Stringer weiter im Rennen und macht keine Anzeichen, seine Kandidatur aufgeben zu wollen.

Die Vorwürfe gegen Scott Stringer stellen auch das progressive Lager innerhalb der Demokratischen Partei von New York City vor schwerwiegende Probleme. Bisher wurde Stinger als beste Chance gesehen, die beiden eher moderaten Spitzenreiter Andrew Yang und Eric Adams zu besiegen. Sollten sich Stringers Wähler:innen in den kommenden Wochen von ihm abwenden, werden die verbleibenden progressiven Kandidat:innen wie Maya Wiley und Dianne Morales versuchen, sich als Alternative zu positionieren.

Für beide liegt das Hauptproblem allerdings in ihrer fehlenden Bekanntheit. Einer jüngsten Ipsos-Umfrage zufolge waren nur 36 Prozent der wahrscheinlichen Vorwähler:innen mit Wiley und sogar nur 25 Prozent mit Morales vertraut – weit abgeschlagen hinter Adams (53%) und Yang (77%). Zudem bewegen sich Morales und Wiley in den aktuellen Umfragen im einstelligen Prozentbereich und damit weit hinter der bisherigen Spitze.