Alabama: Dreikampf um republikanische Senatsnominierung spitzt sich zu

Die politische Achterbahnfahrt der republikanischen Senatsvorwahl in Alabama kommt am Dienstag, 24. Mai zu ihrem voraussichtlich ersten Höhepunkt.

Am 24. Mai gehen die Wähler:innen in Alabama an die Wahlurne und stimmen unter anderem darüber ab, wen sie für die Senatswahl im November ins Rennen schicken. Wenige Tage vor der entscheidenden Wahl sieht alles nach einem Dreikampf zwischen Katie Britt, Michael Durant und Mo Brooks aus. Als republikanische Hochburg ist es sehr wahrscheinlich, dass die republikanische Vorwahl bereits eine Vorentscheidung darüber ist, wer ab Januar 2023 für den Südstaat im US-Senat sitzen wird.

Im April 2021 sah noch alles so aus, als könne sich der Kongressabgeordnete Mo Brooks den Senatssitz des republikanischen Amtsinhabers Richard Shelby sichern, nachdem der 88-Jährige eine erneute Kandidatur ausgeschlossen hatte. Brooks erhielt die Unterstützung von Donald Trump, unter anderem für seine Position zur Präsidentschaftswahl 2020, und hatte einen frühen Vorsprung gegenüber Katie Britt, die zu dem Zeitpunkt noch nicht in das Rennen eingestiegen war.

Brooks gewann 2010 seinen Sitz im Repräsentantenhaus als Teil der Tea-Party-Welle und vertritt sozial und fiskal konservative Positionen. So steht der 68-jährige Republikaner unter anderem für geringere Staatsausgaben, eine restriktivere Einwanderungspolitik und gab als erstes Mitglied des Repräsentantenhauses bekannt, gegen die Zertifizierung von Joe Bidens Wahlsieg am 6. Januar 2021 stimmen zu wollen.

Erst im Juni gab die frühere Stabschefin von Richard Shelby ihre Kandidatur bekannt und erhielt direkt die Unterstützung ihres früheren Vorgesetzten. Britt positionierte sich als sozial konservative Kandidatin, die sich unter anderem gegen Abtreibung und illegale Einwanderung einsetzt. Auch dass sie in Alabama aufgewachsen und dort tief verwurzelt ist, versuchte Britt zu ihrem Vorteil zu nutzen. Brooks versuchte jedoch frühzeitig, die ehemalige Leiterin des Business Council of Alabama als Lobbyistin zu Brandmarken.

Britt konnte sich in den ersten Monaten kaum behaupten und blieb in den Umfragen deutlich hinter Brooks zurück. Im Herbst 2021 wendete sich allerdings das Blatt. Britt reduzierte ihren Abstand auf Brooks merklich und mit dem Unternehmer und Armeeveteran Michael Durant stieg ein dritter aussichtsreicher Kandidat ins Rennen ein.

Schnell hatte Durant auf das Führungsduo aufgeschlossen und Donald Trump begann, mit seinem einstigen Wunschkandidaten unzufrieden zu werden. Mitte März äußerte Trump in einem Interview mit dem Washington Examiner die Möglichkeit, seine Unterstützung für Brooks zurückzunehmen. Eine Woche später machte der Ex-Präsident ernst und revidierte seine Entscheidung. Trump begründete diesen Schritt damit, dass Brooks in seinem Wahlkampf nicht mehr genug über die Präsidentschaftswahl 2020 gesprochen habe. Zu diesem Zeitpunkt war der Kongressabgeordnete bereits stark in den Umfragen hinter seine beiden stärksten Konkurrent:innen zurückgefallen.

Zu den Umfragen der Senatswahl in Alabama

Am Ende könnte Alabama ein weiteres Beispiel für Donald Trumps schwindenden Einfluss auf die Vorwähler:innen seiner Partei sein. So lehnte Durant auf der Spitze seiner Popularität eine Reihe möglicher Debatten-Termine ab und war zudem scharfen Attacken ausgesetzt. Brooks hingegen gelang es, seine Zustimmungswerte in den letzten Wochen vor der Vorwahl zu stabilisieren und hat Durant mittlerweile überholt – trotz der Abkehr von Ex-Präsident Trump.

Unabhängig davon, wer am Dienstag nach Schließung der Wahllokale vorne liegt, deuten die aktuellen Umfragen darauf hin, dass sich die beiden besten Kandidat:innen am 21. Juni einer Stichwahl stellen müssen. Diese wird notwendig, wenn niemand mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält. Den aktuellen Umfragen zufolge könnte es für jede:n der drei Kandidat:innen reichen, allerdings liegt Katie Britt weiter an erster Position. Die entscheidende Frage am Wahlabend wird sein, wie sich Brooks‘ Momentum im Wahlergebnis niederschlägt – und ob es ihn zu einem anschließenden Stichwahlsieg tragen kann.

Quellen: Washington Post, Politico

Update: Korrektur des Stichwahldatums vom 26. Juni auf den 21. Juni.