Haley geht in South Carolina in die Offensive, trotz steigenden Drucks aufzugeben

Nikki Haley fährt ihre Kampagne im nächsten wichtigen Vorwahlstaat South Carolina hoch, während sie vom Establishment ihrer Partei unter Druck gesetzt wird, ihre Kandidatur aufzugeben.

Trotz ihrer Niederlage in New Hampshire setzt Nikki Haley ihren Wahlkampf in ihrem Heimatstaat South Carolina fort. Am Tag nach der Vorwahl in New Hampshire stand die 52-Jährige bei einem Wahlkampfevent in North Charleston in South Carolina wieder auf der Bühne. Im Gegensatz zu Donald Trump hat sie am Wochenende zudem zwei Events im Palmetto State geplant – eins in Mauldin im Nordwesten und eins in Conway im Osten des Staates.

Trotz ihrer Historie als Gouverneurin des Staates ist Haley dort die klare Außenseiterin. Trump liegt in den letzten Umfragen mit bis zu 30 Prozentpunkten in Führung. Haleys Vorteil könnte allerdings der lange Wahlkampfzeitraum sein. Die erste republikanische Vorwahl im Süden der USA findet einen Monat nach der Vorwahl in New Hampshire am 24. Februar statt.

In North Charleston hob sie unter anderem ihre Errungenschaften als Gouverneurin hervor und attackierte Biden und Trump gleichermaßen. „Wir haben 34 Billionen Dollar Schulden […]. Ich würde Ihnen gerne sagen, dass Biden uns das angetan hat und dass er uns auf diese gefährliche Achterbahn des Sozialismus geschickt hat, die wir stoppen müssen“, sagte Haley zu ihren Anhänger:innen. „Aber ich habe immer mit harten Wahrheiten zu Ihnen gesprochen, in guten wie in schlechten Zeiten, und das werde ich auch heute Abend mit Ihnen tun. Unsere Republikaner haben uns das auch angetan.“

Ähnlich ausgerichtet sind auch Haleys zwei neuen Wahlwerbespots, die mit einem Werbebudget von 4 Millionen US-Dollar in ganz South Carolina ausgestrahlt werden sollen. Diese stellen Haley als konservative Alternative zu Biden und Trump dar: „Biden – zu alt. Trump – zu viel Chaos. Ein Rematch, das niemand will“, heißt es in einem der Werbespots.

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Allerdings hat Haley ihren Blick nicht nur auf ihren Heimatstaat gerichtet. Bei einem virtuellen Treffen sprach die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen am Mittwoch zu Republikaner:innen in den U.S. Virgin Islands, deren Caucus-Vorwahl am 8. Februar stattfindet.

Nach den beiden Niederlagen in Iowa und New Hampshire erwartet Haley in South Carolina auch deutlicher Gegenwind. Neben dem Gouverneur des Staates, Henry McMaster, und US-Senator Lindsey Graham steht fast die komplette Delegation South Carolinas im US-Repräsentantenhaus hinter Donald Trump. Lediglich ein amtierender Kongressabgeordneter unterstützt Haley.

Für Haleys Kandidatur dürfte vor allem die Entscheidung von Tim Scott gegen sie und für Trump problematisch gewesen sein. Haley hatte während ihrer Amtszeit als Gouverneurin Scott in den US-Senat berufen, um eine dortige Vakanz zu besetzen. Zudem hatte sie sich um die Unterstützung Scotts bemüht, nachdem dieser seine eigene Präsidentschaftskampagne vergangenen Dezember beendet hatte.

Wachsender Druck soll Haley zum Ausstieg bewegen

In der Wahlnacht forderte Lindsey Graham in einem deutlichen Signal an Haley seine Partei dazu auf, „sich auf die bevorstehende Wahl zu konzentrieren, denn es ist mehr als deutlich, dass die Republikanische Partei Donald Trump als unseren Kandidaten für 2024 favorisiert.“ Das Rennen sei effektiv vorüber, ergänzte Graham auf X.

Der Druck auf Haley, ihre Kandidatur aufzugeben und Trump damit den Weg zur Nominierung endgültig freizumachen, nahm in den Tagen nach Trumps New-Hampshire-Sieg aber auch von außerhalb South Carolinas deutlich zu. „Für die Republikanische Partei ist es jetzt an der Zeit, sich hinter Präsident Trump zu vereinen […]“, erklärte der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses Mike Johnson.

Auf der anderen Seite des Kongresses sprach der republikanische Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, in einem geschlossenen Fraktionstreffen von Donald Trump als „dem Nominierten“, wie Punchbowl News berichtet.

Auch die Chefin der Republikanischen Partei, Ronna McDaniel, versuchte am Wahlabend auf Haley einzuwirken. „Wir müssen uns hinter unserem voraussichtlichen Kandidaten versammeln, der Donald Trump sein wird, und wir müssen sicherstellen, dass wir Joe Biden schlagen“, sagte McDaniel in einem Interview mit Fox News und ignorierte dabei die Neutralitätspflicht der Partei während des Vorwahlkampfs.

Auch Trump selber versucht Haleys Ausstieg aus dem Rennen zu beschleunigen. Am Donnerstag kündigte er an, Spender:innen der Haley-Kampagne würden „dauerhaft aus dem MAGA-Lager verbannt“. Haley erwiderte die Drohung auf X mit einem Spendenlink: „Nun, in diesem Fall… spenden Sie hier. Los geht’s!“