Jagd nach Trump: Wie seine Kontrahent:innen die republikanische Nominierung gewinnen wollen
Weniger als eine Woche vor der ersten Vorwahl für die republikanische Präsidentschaftsnominierung zeigen die Umfragen Donald Trump weiter in allen Staaten in Führung. Trotzdem ist noch eine Handvoll Verfolger:innen im Rennen verbleiben, die mit ihren Strategien das Ruder rumreißen und sich die Nominierung sichern wollen. Dabei unterscheiden sich die Pläne der aussichtsreichsten Trump-Kontrahent:innen mit einem Umfragenschnitt von mehr als 10 Prozentpunkten in einem der ersten vier Vorwahlstaaten teils maßgeblich von einander.
DeSantis: Hoffnung auf den Durchbruch in Iowa
Auch wenn es für Ron DeSantis seit seinem Umfragehoch im Januar 2023 stetig bergab ging, bleibt Floridas Gouverneur hartnäckig. Nachdem er im Sommer ein Drittel seines Wahlkampfteams entlassen musste, liegt sein Fokus nun auf der ersten Vorwahl in Iowa. 2016 unterlag Donald Trump dort Ted Cruz – ein Ergebnis, das DeSantis in diesem Jahr wiederholen will.
Um das zu erreichen, zeigt DeSantis vor allem viel Präsenz im Hawkeye State. Anfang Dezember hatte er beispielsweise jeden einzelnen der 99 Counties in Iowa besucht. Mit dem „Full Grassley“ – benannt nach dem langjährigen US-Senator Chuck Grassely – wollte DeSantis Aufmerksamkeit generieren und mit den Caucus-Teilnehmer:innen in Kontakt treten.
„Ich glaube nicht, dass es beim Absolvieren der 99 Counties nur um den Caucus geht. […] Die Tatsache, dass ich bereit bin, dies zu tun, sollte Ihnen zeigen, dass ich mich als Diener und nicht als Herrscher betrachte. Und so sollten sich Leute, die gewählt werden, sehen“, erklärte DeSantis bei einer Kundgebung in Iowa.
Gleichzeitig konnte DeSantis die Unterstützung von Iowas Gouverneurin Kim Reynolds sowie des einflussreichen Evangelikalen-Führers Bob Vander Plaats für sich gewinnen.
Flankiert werden die Bemühungen seines Wahlkampfteams durch die Pro-DeSantis-Organisation „Never Back Down“. Diese hat in Iowa nicht nur mehrere Millionen US-Dollar für Wahlwerbung ausgegeben, sondern auch einen umfassenden Haustürwahlkampf mit 812.000 besuchten Haushalten auf die Beine gestellt.
Das alles soll DeSantis zum Erfolg in Iowa führen und seinen Wahlkampf anschließend mit neuem Momentum und Spenden über New Hampshire, Nevada und South Carolina zum Super Tuesday am 5. März beflügeln. Ein DeSantis-Sieg in Iowa wäre mittlerweile allerdings eine große Überraschung. So liegt er im dortigen Umfragenschnitt aktuell bei 18,4 Prozent und hat 33 Prozentpunkte Rückstand auf Donald Trump. Gleichzeitig liegt er nur noch knapp zwei Prozentpunkte vor Nikki Haley, die in den vergangenen Wochen stark aufgeholt hat.
Allerdings könnte DeSantis auch ein guter zweiter Platz im Rennen halten, bei dem er Donald Trump mehr Stimmen abnimmt als erwartet. Das gilt insbesondere, wenn er Trump deutlich unter 50 Prozent hält. Denn so kann er argumentieren, dass es sich bei der Vorwahl um ein Zwei-Personen-Rennen zwischen ihm und Trump handelt und alle anderen Konkurrent:innen aufgeben sollten.
Haleys Spagat zwischen MAGA und moderat
Der Wahlkampffokus für Nikki Haley hingegen liegt auf dem zweiten Vorwahlstaat New Hampshire. Dort verbrachte die Ex-Gouverneurin South Carolinas viel Zeit im direkten Austausch mit Wähler:innen – mal in kleinerem, mal in größerem Rahmen.
Haleys Strategie liegt darin, eine Brücke zwischen Pro- und Anti-Trump-Wähler:innen zu schlagen und keine der beiden Gruppen zu verprellen. Dabei wirbt sie nicht nur um republikanische, sondern auch um unabhängige und demokratische Stimmen. New Hampshire ist dabei der Schlüsselstaat für Haleys Kampagne. Der Neu-England-Staat erlaubt unabhängigen Wähler:innen bei den Vorwahlen frei zu entscheiden, an welchem Partei-Wettbewerb sie abstimmen wollen. Haleys Plan liegt nun darin, möglichst viele Unabhängige und Demokrat:innen, die noch rechtzeitig ihre Registrierung angepasst haben, für sich zu gewinnen.
Dabei helfen soll ihr unter anderem Chris Sununu. Der langjährige Gouverneur des Staates ist besonders bei unabhängigen Wähler:innen sehr beliebt und könnte diese für Haley mobilisieren. Nach Bekanntgabe seiner Unterstützung hat Haley in den Umfragen massiv zugelegt – beflügelt von unabhängigen Befragten.
Auf der anderen Seite steht Don Bolduc. Der gescheiterte Senatskandidat hatte Haley bereits frühzeitig unterstützt und soll Trump-Anhänger für Haley werben. „Ich bin durch und durch MAGA. Ich war schon immer America First. Aber dieses Mal bin ich für Nikki Haley als Präsidentin. Sie ist streng bei der Grenze, streng mit China. Sie hat echte Pläne“, so Bolduc in einem aktuellen Werbespot der Haley-Kampagne.
Auch wenn Haleys Priorität auf der Abstimmung in New Hampshire liegt, hat sie zuletzt auch in Iowa zugelegt. Um das dortige Momentum zu nutzen, hat sie auch ihre dortige Präsenz in den finalen Tagen vor dem 15. Januar ausgebaut.
Ein Sieg in New Hampshire oder starker zweiter Platz würde den Schub bedeuten, den Haley braucht, um sich in den anschließenden Vorwahlstaaten, als beste Trump-Alternative zu positionieren. Einen Monat nach New Hampshire müsste sich Haley dann in ihrem Heimatstaat South Carolina beweisen. Ein dortiger Sieg – eineinhalb Wochen vor dem Super Tuesday – könnte das Blatt wenden und Haley eine reelle Chance geben, Trump zu besiegen. Ob ihr das allerdings auch mit zwei zweiten Plätzen in New Hampshire und South Carolina gelingen kann, bleibt abzuwarten.
Christies Anti-Trump-Strategie
„Ich bin der Einzige, der sagt, dass Donald Trump ein Lügner ist.“ Das erwiderte Chris Christie seinen Kritiker:innen, die ihn in den letzten Wochen aufgefordert haben, das Rennen um die Präsidentschaftsnominierung zu verlassen und sich hinter Ron DeSantis oder Nikki Haley zu stellen.
Im Kern lässt sich Christies Kampagne auf dieses Zitat herunterbrechen. Er ist der stärkste verbleibende Kandidat, der bei seiner Kritik an Donald Trump kein Blatt vor den Mund nimmt. Dass dies nicht die beste Botschaft zu sein scheint, um die Nominierung der heutigen Republikanischen Partei zu gewinnen, zeigen die Umfragen deutlich.
Abgesehen von New Hampshire bewegt sich Christie in den anderen Staaten im einstelligen Prozentbereich und im Granite State ruht seine Unterstützung nahezu ausschließlich auf unabhängigen und demokratischen Wähler:innen. Damit kollidiert Christies Strategie in New Hampshire mit der von Nikki Haley, die bereits im September am ehemaligen Gouverneur von New Jersey vorbeigezogen ist und seit der Unterstützung von Gouverneur Chris Sununu noch einmal deutlich an Zuspruch zugelegt hat.
Aber selbst wenn es Christie gelingen sollte, die Erwartungen in New Hampshire zu übertreffen, bleibt sein Pfad kompliziert. Als nächsten Schritt sieht Christie dann die Vorwahl in Michigan am 27. Februar. Da es dort keine Parteipräferenz gibt, können Wähler:innen sich aussuchen, an welcher Vorwahl sie teilnehmen wollen. Allerdings werden bei der Vorwahl selbst nur 16 Delegierte zugeteilt. Die verbleibenden 39 Delegierten werden bei einem Parteitag in der Folgewoche verteilt.
Selbst wenn Christie also bei die Vorwahl in Michigan einen weiteren Erfolg verbuchen sollte, kann es passieren, dass ihm die Parteitagsteilnehmer:innen einen Strich durch die Rechnung machen. Und genau dort liegt Christies größtes Problem: Es gibt aktuell keine Anzeichen dafür, dass Stimmen für Christie von nicht-republikanischen Wähler:innen einen Einfluss auf seine Unterstützung bei republikanischen Wähler:innen haben. Diese muss er am Ende aber überzeugen, um die Nominierung gewinnen zu können.
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