Haley gegen DeSantis: TV-Duell im Schatten Trumps

Beim ersten direkten, alleinigen Aufeinandertreffen der beiden Trump-Verfolger:innen gehen Nikki Haley und Ron DeSantis hart mit einander ins Gericht – und könnten damit ausgerechnet dem nicht anwesenden Ex-Präsidenten geholfen haben.

Direkt bei der Eröffnung war klar, dass sich Haley und DeSantis die nächsten zwei Stunden nichts schenken würden. Wenn Iowas republikanische Wähler:innen eine Sache aus der TV-Debatte mitgenommen haben, dürfte es sein, dass beide Kandidat:innen sich der Lüge bezichtigen und sich gegenseitig nicht als vertrauenswürdig sehen. „You can’t trust what Ron says“, sagte Haley und verwies im Laufe der Debatte immer wieder auf DeSantisLies.com, wenn sie sich von ihrem Kontrahenten falsch dargestellt fühlte. DeSantis wiederum warf Haley regelmäßig vor, dass sie von ihren früheren Aussagen weglaufe.

Die TV-Debatte war das erste direkte, alleinige Aufeinandertreffen der beiden stärksten Trump-Verfolger:innen. Vivek Ramaswamy, Asa Hutchinson und Chris Christie, der wenige Stunden zuvor seine Kampagne beendet hatte, haben die Debattenkriterien nicht erfüllen können. Zwar hatte sich auch Ex-Präsident Donald Trump qualifiziert, aber wie bei den früheren Debatten dagegen entschieden, teilzunehmen. Stattdessen entschied er sich für ein Konkurrenzprogramm auf Fox News.

„Ich wünschte, Donald Trump stünde hier oben auf der Bühne. Er ist derjenige, gegen den ich kandidiere”, sagte Haley früh in der Debatte. Doch genau davon war kaum etwas zu sehen. Mit wenigen Ausnahmen debattierten DeSantis und Haley größtenteils am nicht anwesenden Spitzenreiter vorbei und attackierten sich hauptsächlich gegenseitig. Manchmal hatte man sogar das Gefühl, es gäbe abgesehen von DeSantis und Haley keine weiteren Kandidat:innen im Rennen – schon gar nicht einen, der die Umfragen maßgeblich dominiert. DeSantis berief sich häufig auf seine Errungenschaften als Gouverneur. Bei Haley machte sich vor allem ihre außenpolitische Erfahrung als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen bemerkbar.

Insgesamt traten die politischen Ähnlichkeiten zwischen Haley und DeSantis mehr hervor als ihre Differenzen. Beide wollen alle nicht-legal Eingewanderten aus den USA ausweisen und niemandem Amnestie gewähren. Bei der Bildungspolitik fordern beide möglichst umfassende Schulwahlmöglichkeiten für Kinder und Eltern. Auch wollen beide die USA weniger abhängig von China machen – etwa beim Import von Medikamenten. Zudem wollen beide die psychische Gesundheitsversorgung in den USA ausbauen.

Wo sie sich hingegen besonders deutlich unterscheiden, ist die künftige Unterstützung für die Ukraine. Haley argumentierte, dass sie die Ukraine weiter mit Waffen und Ausrüstung unterstützen will, um „einen Krieg zu verhindern“ – sowohl eine weitere Ausweitung des Krieges in Nato-Länder im Baltikum oder Polen als auch einen möglichen Überfall Chinas auf Taiwan. DeSantis hingegen sieht „die Kommunistische Partei Chinas“ als größte Gefahr und sagte, die USA müsse „einen Weg finden, diesen Krieg zu beenden“, erklärte aber nicht näher, wie das aussehen solle und ob dies Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland beinhalten würde.

Vollständig konnten Haley und DeSantis Donald Trump allerdings nicht aus dem Weg gehen. So stellte Haley im späteren Verlauf der Debatte beispielsweise klar: „Diese Wahl. Trump hat sie verloren. Biden hat die Wahl gewonnen.“ DeSantis wiederum wies auf Donald Trumps gerichtliche Probleme sowie die möglichen Konsequenzen für die Republikanische Partei hin. „Wenn Trump der Nominierte ist, wird es sich um den 6. Januar, rechtliche Belange, Strafprozesse drehen – die Demokraten und die Medien würden es lieben, das aufzugreifen.“

Fünf Tage vor der ersten Vorwahl in Iowa bot die Debatte den beiden Teilnehmer:innen eine der wenigen letzten Möglichkeiten, republikanische Wähler:innen von sich zu überzeugen. Allerdings dürfte sich kaum etwas an Trumps deutlicher Führung ändern. Vielmehr positionierten sich DeSantis und Haley für einen zweiten Platz im Hawkeye State hinter Trump – und setzten damit ihre bisherigen Strategien fort.

Korrektur: Anpassung der Übersetzung des Zitats von Nikki Haley zu Donald Trumps Wahlniederlage.