Erste republikanische Vorwahldebatte offenbart neue Dynamiken trotz Trump-Abwesenheit

Nach wochenlangem Abwärtstrend in den Umfragen hatte Floridas Gouverneur Ron DeSantis bei der ersten republikanischen Vorwahldebatte vor allem zwei Aufgaben: Die Angriffe seiner Verfolger:innen abzuwehren und sein Image als beste Alternative zu Donald Trump wiederherzustellen. Schnell zeigte sich jedoch, dass Trumps bisher stärkster Verfolger vergleichsweise unbeschadet durch das erste direkte Aufeinandertreffen der republikanischen Präsidentschaftskandidat:innen kommen würde. Gleichzeitig wirkten seine Antworten oftmals hölzern und einstudiert.

Stattdessen konzentrierten sich die Angriffe des restlichen Feldes auf den bisher eher belächelten Außenseiter Vivek Ramaswamy, der zuletzt in den nationalen Umfragen merklich zulegen konnte. So wurde schnell deutlich, dass der Unternehmer im aktuellen Umfeld als größere Gefahr angesehen wird als DeSantis.

Ramaswamy kollidierte mit seinen Positionen immer wieder mit verschiedenen Kandidat:innen, darunter dem ehemaligen Vizepräsidenten Mike Pence, New Jerseys früherem Gouverneur Chris Christie und South Carolinas Ex-Gouverneurin Nikki Haley. So nannte Ramaswamy den Klimawandel etwa einen „Hoax“ und sprach sich gegen weitere Finanzhilfen für die Ukraine aus. Letzteres führte zu einem ausgedehnten Schlagabtausch mit Pence und Haley, die sich beide für einen Ausbau der Unterstützung für die Ukraine aussprachen, um unter anderem eine weitere Ausdehnung des Krieges zu verhindern.

Persönlich wurde der Austausch, als Ramaswamy Haley unterstellte, sie würde im Dienst der Rüstungslobby stehen. Dem entgegnete die ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen: „Sie haben keine außenpolitische Erfahrung und das macht sich bemerkbar.“

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Bei zahlreichen Themen wie der wirtschaftlichen Lage sowie der Bildungspolitik waren kaum Unterschiede zwischen den Kandidat:innen auszumachen. Stattdessen fokussierten sich diese auf Kritik an der Biden-Administration.

Lebhaft diskutiert wurde hingegen der Umgang mit Abtreibung auf nationaler Ebene und welche Rolle die Bundesregierung dabei einnehmen sollte. Während Nikki Haley für einen nationalen Kompromiss plädierte, sprach sich Mike Pence aus moralisch religiösen Gründen für ein landesweites Abtreibungsverbot ab der 15. Schwangerschaftswoche aus. Haley holten den Ex-Vizepräsidenten und früheren Kongressabgeordneten allerdings schnell auf den Boden der politischen Tatsachen zurück und stellte klar, dass sie nicht davon ausgehe, dass solch ein Gesetz die im Senat notwendigen 60 Stimmen erhalten würde.

Über der gesamten Debatte hing natürlich die Abwesenheit von Donald Trump. Der deutliche Spitzenreiter und aktuell uneingeschränkte Favorit für die Nominierung der Republikanischen Partei entschied sich gegen eine Teilnahme auf der Debattenbühne in Milwaukee, Wisconsin.

Von Beginn an machte sich bemerkbar, dass die Anwesenden unsicher waren, wie sie mit Trump umgehen sollten. Der erste kleine Seitenhieb kam von Nikki Haley, die die geringe finanzpolitische Disziplin früherer, auch republikanischer Regierungen kritisierte. Jedoch nannte sie Trump nicht beim Namen.

Erst mit Anbruch der zweiten Stunde wurde Trump ins Zentrum der Debatte gestellt, als es um Tramps zahlreiche Anklagen und die Frage ging, ob die Kandidat:innen einen verurteilten Trump als Nominierten unterstützen würden. Die meisten Kandidat:innen wetterten gegen die Politisierung des Justizministeriums. Chris Christie hingegen kritisierte, dass Trumps Verhalten unter der Würde des Amtes des US-Präsidenten sei.

Insbesondere bei diesem Segment machte sich jedoch bemerkbar, wie stark das Publikum hinter Donald Trump stand. So führten häufige und ausgedehnte Buhrufe zu einem Eingreifen der Moderator:innen von Fox News. Ob Trumps Strategie aufgehen oder er doch von der Basis für seine Abwesenheit abgestraft wird, dürfte sich in den kommenden Tagen zeigen, wenn die ersten Umfragen nach der Debatte veröffentlicht werden.

Von den anwesenden Teilnehmer:innen hatten besonders Ramaswamy, Haley und Pence einen erfolgreichen Abend. Ramaswamy, der ähnlich wie Trump einfache Lösungen für komplexe Probleme propagiert, dürfte durch seine Rolle bei der Debatte an Legitimation gewonnen haben. Haley und Pence wiederum konnten sich souverän als erfahrene Politiker:innen positionieren, die eine Heimat für enttäuschte DeSantis-Unterstützer:innen bieten.