Nikki Haleys letzte Chance: New Hampshire

Für Nikki Haley steht bei der Vorwahl in New Hampshire viel auf dem Spiel. Im First-in-the-Nation Primary-Staat hat sie die besten Chancen, Trumps Kandidatur einen Dämpfer zu verpassen. Gleichzeitig kann ihre Kampagne bei einer Niederlage zu einem vorzeitigen Ende kommen.

Die Ex-Gouverneurin von South Carolina hat einen großen Fokus auf den Neu-England-Staat New Hampshire gelegt. Sie verbrachte dort in den vergangenen Monaten viel Zeit und konnte sich die Unterstützung des dortigen Gouverneurs Chris Sununu sichern. Dafür wurde Haley in den Umfragen belohnt und ist zuletzt im Umfragenschnitt bis auf 10 Prozentpunkte an Donald Trump herangekommen.

Das ist nicht zuletzt ihrer Strategie geschuldet, konservative, moderate und unabhängige Wähler:innen gleichzeitig anzusprechen. Insbesondere letztere Gruppe können bei der republikanischen Vorwahl eine große Rolle spielen, da Wähler:innen ohne Parteiregistrierung sich im Granite State aussuchen können, bei welcher Vorwahl sie ihre Stimme abgeben wollen.

Genau hier liegt Haleys Stärke. Wie eine Umfrage der University of New Hampshire und CNN von Anfang Januar zeigt, dominiert Donald Trump zwar bei Republikaner:innen. Bei den sogenannten undeklarierten Wähler:innen und solchen ohne Registrierung führt allerdings Haley.

Entscheidend wird am kommenden Dienstag sein, wie viele unabhängige Wähler:innen wirklich an der republikanischen Vorwahl teilnehmen. Die Meinungsforscher:innen der University of New Hampshire gehen in ihrer Umfrage von einem Anteil von 45 Prozent aus. Als 2016 das letzte Mal eine kompetitive republikanische Vorwahl stattfand, lag dieser Wert einer Nachwahlbefragung zufolge bei 36 Prozent. Damals fand aber gleichzeitig die demokratische Vorwahl zwischen Hillary Clinton und Bernie Sanders statt, die etwas mehr als 100.000 Unabhängige anzog. Das wird diesmal voraussichtlich nicht der Fall sein.

Zwar findet Haley in New Hampshire beste Bedingungen vor, gleichzeitig steht dort aber auch ihre gesamte Kandidatur auf dem Spiel. Sollte sie Donald Trump nicht besiegen können oder zumindest einen zweiten Platz dicht hinter dem Favoriten ergattern, wird es für ihre Kampagne kaum einen Weg vorwärts geben.

So hat bereits ein wichtiger Geldgeber angekündigt, Haleys Kampagne nur weiterzufinanzieren, wenn sie in New Hampshire zeigt, dass sie gegen Trump bestehen kann. Auch ist nicht abzusehen, dass Kleinsprender:innen ihr den Rücken stärken würden.

Wie Erfolg in New Hampshire für Haley konkret aussehen kann, ist umstritten. So versprach Gouverneur Sununu im Dezember noch einen Erdrutschsieg für Haley. Nach ihrem dritten Platz in Iowa versuchte er die Messlatte jedoch deutlich niedriger anzusetzen und erklärte in einem Interview mit ABC News sie „wollten immer einen starken zweiten“ Platz erzielen.

Anders sieht das hingegen Robert Schwartz, der Mitgründer der Organisation Primary Pivot, die in New Hampshire dafür wirbt, dass unabhängige Wähler:innen am kommenden Dienstag gegen Trump stimmen. „Sie muss in den einstelligen Bereich kommen“, sagte Schwartz. „Ein zweistelliger Sieg und das Narrativ lautet, Trump ist der Kandidat.“

Auch braucht Haley das Momentum, das ihr ein Erfolg in New Hampshire bieten kann, um eine Chance zu haben, den Rückstand auf Trump in den folgenden Vorwahlstaaten aufholen zu können. So liegt sie in ihrem Heimatstaat South Carolina, der am 24. Februar an die Wahlurne geht, seit mehreren Monaten rund 30 Prozentpunkte hinter Trump. In den Staaten, die am Super Tuesday abstimmen, liegt sie sogar noch abgeschlagener zurück.

Dabei erinnert Haleys Situation in South Carolina stark an das Ende der Präsidentschaftskampagne von Marco Rubio. Der US-Senator aus Florida hielt sich bis zur Vorwahl in seinem Heimatstaat am 15. März 2016 im Rennen, verlor aber mit 18 Prozentpunkten Rückstand gegen Donald Trump und beendete noch am Wahlabend seine Kandidatur. Trump hatte zuvor in den Umfragen deutlich in Führung gelegen. Ein ähnliches Schicksal könnte Haleys Kampagne in ihrem Heimatstaat ereilen, wenn sie nicht auf Trump aufholen kann oder vorher aus dem Wahlkampf aussteigt.