Wie New Hampshire einen erneuten Trump-Biden-Wahlkampf besiegeln könnte

Seit Monaten deutet alles auf eine erneute Präsidentschaftswahl zwischen Joe Biden und Donald Trump hin, obwohl eine Mehrheit der Amerikaner:innen nichts davon hält. Trotzdem könnten die Vorwahlen in New Hampshire am kommenden Dienstag sowohl für die Republikanische als auch die Demokratische Partei das die vorzeitige Entscheidung für die Präsidentschaftsvorwahlen bringen – mit Donald Trump und Joe Biden als voraussichtliche Nominierte ihrer Parteien.

Letzte Hürde: Nikki Haley

Obwohl New Hampshire erst der zweite Wettbewerb der republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen ist, könnte Donald Trump dort den Wahlkampf mit einem deutlichen Sieg effektiv beenden. Nach seinem Sieg in Iowa und den Ausstieg von Ron DeSantis aus dem Rennen, hat Trump mit Nikki Haley nur noch eine Konkurrentin, die ihn von der Nominierung seiner Partei trennt.

Die Ex-Gouverneurin von South Carolina hat ihren Wahlkampf auf den Neu-England-Staat fokussiert, da dessen Bevölkerung als moderater und unabhängiger gilt als etwa in Iowa. So gewann sie auch die Unterstützung des dortigen Gouverneurs Chris Sununu, der zuvor selbst als moderatere Alternative zu Trump gehandelt wurde.

Trotz ihres Aufschwungs in den Umfragen liegt Haley weiter deutlich hinter Trump. Der aktuelle Umfragenschnitt zeigt sie in New Hampshire mit einem Rückstand von rund zehn Prozentpunkten.

Um weiter im Rennen bleiben zu können, muss Haley in New Hampshire vor allem eins: überraschen. Das bedeutet, entweder Trump zu besiegen oder den Abstand zu ihm auf wenige Prozentpunkte reduzieren. Für Trump hingegen dürfte es reichen, wenn er am Ende mit einem ähnlichen Vorsprung wie in den aktuellen Umfragen gewinnt.

Selbst wenn Haley nach New Hampshire weiter im Rennen bliebe, würde eine dortige Niederlage sie so sehr schwächen, dass Trump kaum noch am Gewinn der Nominierung zu hindern sein dürfte.

Per Einschreibekandidatur zur Nominierung

Auf Seiten der Demokrat:innen dominiert Joe Biden hingegen das Rennen. Und obwohl er in New Hampshire überhaupt nicht auf dem Wahlzettel zu finden ist, könnte er dort bereits alle Zweifler:innen in die Schranken weisen.

Bidens Abwesenheit auf dem Wahlzettel ist der neuen Vorwahlreihenfolge der Demokratischen Partei geschuldet. Da sich die Demokratische Partei von New Hampshire dieser nicht gefügt hat, sondern am bisherigen Status als erster Primary-Staat festhielt, hat Joe Biden darauf verzichtet im Neu-England-Staat anzutreten.

Bidens stärkste Herausforder:innen, der Kongressabgeordnete Dean Phillips aus Minnesota und die Autorin Marianne Williamson, sahen darin eine Möglichkeit, Biden einen Dämpfer zu verpassen. Besonders Phillips sieht Biden als schwachen Kandidaten, der seiner Auffassung nach voraussichtlich gegen Trump verlieren werde.

Einen möglichen Rückschlag für Biden in New Hampshire will eine Kampagne verhindern, die die Demokrat:innen im Granite State dazu anhält, Joe Biden auf ihrem Stimmzettel in das Feld für Einschreibekandidat:innen einzutragen. Dadurch soll er die Vorwahl gewinnen, ohne dort offiziell anzutreten. Zuletzt besuchten unter anderem die Bürgermeisterin von Boston, Michelle Wu, und der Kongressabgeordnete Ro Khanna aus Kalifornien den Granite State, um die Pro-Biden-Kampagne zu unterstützen. Auch New Hampshires US-Senatorin Maggie Hassan warb zuletzt für den Präsidenten.

Aktuell liegt Biden im Umfragenschnitt bei rund 60 Prozent. Sollte er am Dienstag weniger als 50 Prozent erhalten, dürften die Stimmen derer lauter werden, die das Ende von Bidens Kandidatur fordern. Dabei könnten sie den historischen Vergleich zu Ex-Präsident Lyndon B. Johnsons ziehen.

Wie Biden heute hatte Johnson 1968 keine hochkarätigen Herausforder:innen. Zwar konnte er als Einschreibekandidat die Vorwahl in New Hampshire gewinnen, erhielt jedoch nur 49 Prozent der Stimmen, während der US-Senator Eugene McCarthy aus Minnesota auf 40 Prozent kam. Kurz darauf stieg Robert F. Kennedy in den Wahlkampf ein und Johnson gab Ende März bekannt, dass er nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehe.

Ähnlich wie Trump sollte es für Biden reichen, ein Ergebnis einzufahren, das sich im Rahmen der aktuellen Umfragen bewegt. Eineinhalb Wochen später steht dann die Vorwahl in South Carolina an, bei der Biden die Umfragen dominiert.

Somit liegt es in der Hand der Wähler:innen in New Hampshire, die Richtung für die kommenden Wahlkampfwochen und -monate vorzugeben. Wenn sich die beiden Favoriten Biden und Trump im Granite State keine Blöße geben, könnte dies der Anfang vom Ende des Vorwahlkampfes sein.