Senatswahl in Georgia: Ex-NFL-Spieler Herschel Walker konsolidiert republikanische Unterstützung

US-Wahl 2022

Rund ein Jahr vor der wichtigen Senatswahl in Georgia erhält Donald Trumps Wunschkandidat Herschel Walker wichtige Unterstützung aus der republikanischen Fraktionsspitze – trotz möglicher Fallstricke.

Wie schon im vergangenen Jahr könnte Georgia auch bei den Zwischenwahlen 2022 wieder mit darüber entscheiden, welche Partei die Mehrheit im US-Senat stellt – auch wenn diesmal nur einer der beiden Senatssitze zur Wahl steht. Der Demokrat Raphael Warnock gewann im Januar 2021 die Stichwahl gegen die Kelly Loeffler. Die Wahl war nötig geworden, nachdem der republikanische US-Senator Johnny Isakson 2019 zurückgetreten war. Warnock erfüllt allerdings nur Isaksons verbleibende Amtszeit. Deswegen muss er sich im kommenden Jahr erneut zur Wahl stellen.

Bisher sind auf der republikanischen Seite Georgias Landwirtschaftsminister Gary Black, der ehemalige NFL-Spieler Herschel Walker, der Navy-Veteran Latham Saddler sowie der Unternehmer Kelvin King im Rennen um die Nominierung ihrer Partei. Anfang 2021 sah es kurzzeitig so aus, als würde auch der ehemalige US-Senator David Perdue einen erneuten Anlauf starten, um in den Senat zurückzukehren. Eine Woche nachdem er angekündigt hatte, eine Kandidatur zu erwägen, machte er jedoch einen Rückzieher. Aktuell steht im Raum, dass Perdue stattdessen für den Gouverneursposten des Staates kandidieren könnte.

Walker ist aufgrund seiner Karriere als Profi-Footballspieler der mit Abstand bekannteste Kandidat im Rennen und hat zudem die Unterstützung von Donald Trump. Der Ex-Präsident setzte sich sogar persönlich dafür ein, dass der gebürtige Georgianer für den Senat kandidiert. Walker und Trump kennen sich schon länger und so berief Trump ihn auch zum Co-Vorsitzender des President’s Council on Sports, Fitness and Nutrition.

Bei der republikanischen Parteiführung im Senat sorgte Walkers mögliche Kandidatur vor einigen Wochen allerdings noch für gehörige Verunsicherung. Denn trotz seiner Bekanntheit hat Walker einige Schwachstellen, die für einen Wahlkampf gegen Raphael Warnock zum Problem werden könnten:

  1. Verschwörungstheorien zu Bidens Wahlsieg
    Walker ist nicht nur ein großer Unterstützer Donald Trumps, sondern hat sich auch an dessen Verschwörungstheorien zur US-Wahl 2020 beteiligt. So behauptete er unter anderem, Joe Biden habe weniger als 50 Millionen Stimmen erhalten, obwohl insgesamt mehr als 81 Millionen Wähler:innen für ihn stimmten und dass die Wahl von landesweitem Betrug geprägt gewesen sei.
  2. Lebensmittelpunkt in Texas
    Obwohl Walker in Georgia geboren wurde und dort für den Senat kandidiert, hat er seit vielen Jahren nicht mehr im Südstaat gelebt. Stattdessen wohnt er seit 2011 in Texas und registrierte sich erst im August als Wähler in Georgia. Walker scheint sich bewusst, wie sein Umzug wirkt und versuchte die Kontroverse bereits früh aus der Welt zu räumen: „Ich denke, die Leute haben einen Fehler gemacht, zu sagen, dass ich kein Georgianer bin“, erklärte er. „Ich habe immer an Georgia gedacht. Ich habe in Georgia gelebt, und es ist mir egal, was sie sagen.“
  3. Anschuldigungen gewalttätigen Verhaltens
    In seinem Buch „Breaking Free“ gab Walker 2008 bekannt, dass bei ihm 2001 dissoziative Identitätsstörung diagnostiziert wurde und er seit Jahren mit den Folgen der Krankheit zu kämpfen hatte, mit der Diagnose aber ein Umdenken eingesetzt habe. Im Rahmen einer Recherche berichtete die Associated Press im Juli allerdings, dass Walkers früheren Ehefrau Cindy Grossman 2005 vor Gericht eine Schutzverfügung gegen Walker erwirkte und ihm gewalttätige Handlungen vorwarf – vier Jahre nachdem sie mit einer ähnlichen Begründung die Scheidung eingereicht hatte.

Umdenken an der Parteispitze

Inzwischen scheint die Parteiführung ihre Vorbehalte gegen den 59-Jährigen allerdings größtenteils beigelegt zu haben. So gaben Ende Oktober die beiden ranghöchsten Republikaner im Senat, Mitch McConnell und John Thune, ihre Unterstützung für Walker bekannt. Noch im Juni hatte sich McConnell Berichten zufolge mit Kelly Loeffler getroffen, um über eine erneute Kandidatur gegen Warnock zu sprechen. Dass er sich nun stattdessen hinter Walker gestellt hat, dürfte auch mit dessen guten Umfragewerten und starkem Spendenergebnis zusammenhängen.

So erhielt Walker im ersten Monat seines Wahlkampfs Spenden in Höhe von 3,7 Millionen US-Dollar – rund die Hälfte kamen von sogenannten Kleinspender:innen mit weniger als 200 US-Dollar. Dieses Ergebnis deutet zumindest an, dass er in der Lage sein wird, mit dem finanzstarken Amtsinhaber Raphael Warnock mitzuhalten, der im gesamten Quartal insgesamt mehr als 9 Millionen US-Dollar erhielt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in den bisherigen Umfragen. Ohne Loeffler oder andere aussichtsreiche Kandidat:innen im Rennen führt Walker seit der Ankündigung seiner Kandidatur deutlich vor dem restlichen Feld. Ein entscheidender Faktor dürfte hier die Unterstützung von Donald Trump sein. Auch im direkten Aufeinandertreffen mit Warnock scheint er einer Umfrage von Public Policy Polling zufolge bisher die beste Wahl der Republikanischen Partei zu sein. Ob das allerdings reichen wird, um den Senatssitz zu gewinnen, dürfte sich im kommenden November zeigen.

Zu den Umfragen der Senatswahl 2022 in Georgia

Quellen: CNN, Politico