Spiel mit dem Feuer: Verliert Gavin Newsom den Demokraten Kaliforniens Gouverneursposten?

Riskante Strategie: Bei der Rückrufwahl in Kalifornien gegen Gouverneur Gavin Newsom setzt die Demokratische Partei komplett auf den 53-jährigen Amtsinhaber – ohne Netz und doppelten Boden.

Gavin Newsom beim Parteitag der Demokratischen Partei in Kalifornien 2019.
20210901_Newsom Kalifornien Spiel mit dem Feuer

Die Wähler:innen Kaliforniens haben bei der Rückrufwahl gegen Gouverneur Gavin Newsom am 14. September zwei Fragen zu beantworten:

  1. Soll Gouverneur Gavin Newsom des Amtes enthoben werden?
  2. Wer soll der/die nächste Gouverneur:in von Kalifornien werden?

Bei der zweiten Frage steht Newsom nicht zur Wahl, das verhindert das spezielle Rückrufwahlrecht Kaliforniens. Auch fehlen hochkarätige Demokrat:innen auf dem Stimmzettel. Zwar spielten der ehemalige Präsidentschaftskandidat Tom Steyer und der Ex-Bürgermeister von Los Angeles, Antonio Villaraigosa, zumindest zeitweise mit dem Gedanken einer Kandidatur. Letztendlich stiegen jedoch keine aussichtsreichen Demokrat:innen in das Rennen um Newsoms mögliche Nachfolge ein. Die Demokratische Partei steht geschlossen hinter Newsom und geht damit volles Risiko.

Für den Fall, dass Newsom wirklich abgewählt wird, hat die Demokratische Partei somit keinen Plan B. Sie forderte ihre Unterstützer:innen sogar dazu auf, bei der zweiten Frage keine Stimme abzugeben – auch ein Versuch, den gesamten Rückrufprozess zu delegitimieren.

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Die eingeschlagene Strategie soll stattdessen dafür sorgen, dass eine Stimme für Newsom und gegen die Rückrufwahl für liberale Wähler:innen alternativlos ist. Die Befürchtung dürfte groß gewesen sein, dass sich die Rückrufwahl von 2003 wiederholen könnte. Damals wurde der demokratische Gouverneur Gray Davis abgewählt und durch den Republikaner Arnold Schwarzenegger ersetzt. Vergeblich versuchte Davis‘ Vizegouverneur Bustamante, sich als demokratische Alternative zu positionieren. Seine Strategie, gegen die Amtsenthebung aber für sich selbst zu werben, scheiterte. Ob er damit aber dem extrem unbeliebten Amtsinhaber geschadet hat, bleibt umstritten.

Wie gefährlich diese Strategie für die Demokratische Partei werden kann, zeigen die aktuellen Umfragen. Hier stehen die Zeichen für Newsom zwar auf Wiederwahl, allerdings ist sein Vorsprung im Kontext der demokratischen Parteistärke in Kalifornien verhältnismäßig gering. Und sollte Newsom wirklich abgewählt werden, steht ein Kandidat aktuell ganz vorne, ihn zu ersetzen: der republikanische Talk-Show-Moderator Larry Elder.

Elder führt die meisten Umfragen der vergangenen Wochen deutlich an und kommt bisher auf bis zu rund 32 Prozent der Stimmen. Da bei dieser Wahl eine relative Mehrheit der Stimmen reicht und das restliche Feld noch schlechter abschneidet, könnte Elder so zum Gouverneur gewählt werden. Selbst Elders schärfster Konkurrent, der demokratische Youtuber Kevin Paffrath, schwankt stark und kam selbst bei seinem besten Umfrageergebnis nur auf rund 27 Prozent.

Newsoms Kampagne scheint sich bewusst, wie eng das Rennen am Ende sein könnte und lässt nichts unversucht, um die Wahl zu gewinnen. Im Endspurt des Wahlkampfs sollen sowohl Vizepräsidentin Kamala Harris als auch US-Präsident Joe Biden nach Kalifornien reisen, um für Newsom zu werben. Zuvor hatten bereits die beiden US-Senator:innen Elizabeth Warren und Bernie Sanders Newsoms Wahlkampf unterstützt. Während Warren zusammen mit Newsom aufgetreten war, um liberale Wähler:innen zu mobilisieren, nahm Sanders einen Werbespot auf, in dem er vor den Konsequenzen eines siegreichen, republikanischen Gouverneurs warnt.

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