Einige der demokratischen Politikerinnen, die Joe Biden als Running Mate wählen könnte.
20200807_Bidens potentielle Running Mates

Bidens Running Mate: Wer wird seine Vize-Kandidatin?

Joe Biden hat sich früh dazu bekannt, sein Kabinett als Abbild der Vereinigten Staaten zu gestalten. So will er nicht nur die erste schwarze Frau für den Supreme Court nominieren, sondern auch mit einer Frau als Vizepräsidentschaftskandidatin ins Rennen ums Weiße Haus ziehen. Doch auf wen die Wahl fällt, ist bisher völlig unklar.

Gute Chancen auf den Posten als Bidens Running Mate hatten von Beginn an insbesondere seine früheren Vorwahlkonkurrentinnen Elizabeth Warren, Kamala Harris und Amy Klobuchar. Die Demonstrationen nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd haben jedoch eins deutlich gemacht: Für Biden führt eigentlich kein Weg daran vorbei, eine schwarze Frau als Running Mate zu wählen. Aus diesem Grund hat sich beispielsweise Amy Klobuchar dafür stark gemacht, dass Biden eine nichtweiße Frau an Bord holt.

Zu Beginn des Auswahlverfahrens waren noch mehr als ein Dutzend Politikerinnen im Rennen um Bidens Vizeposten. In den letzten Wochen vor dem Nominierungsparteitag der Demokraten haben sich jedoch sechs Frauen herauskristallisiert, die sich in Bidens engerer Auswahl befinden. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass Joe Biden in letzter Minute doch eine komplett andere Wahl trifft.

Kamala Harris

US-Senatorin aus Kalifornien
55 Jahre

Seit ihrem Ausscheiden bei den Vorwahlen der Demokraten wird Kamala Harris als Favoritin für den Posten als Joe Bidens Vizepräsidentschaftskandidatin gehandelt. Die ehemalige Staatsanwältin Kaliforniens gilt als erfahren, kompetent und hat im Laufe der Vorwahlen ihre Debattierfähigkeiten mehrfach unter Beweis gestellt – ein wichtiger Vorteil für die Vizepräsidentschaftsdebatte am 7. Oktober.

Biden hat allerdings wiederholt gesagt, dass er eine Politikerin sucht, mit der er gut auskommt. Deswegen ist fraglich, ob seine Entscheidung letztlich auf Harris fallen wird. Schließlich attackierte sie ihn bei der ersten Vorwahldebatte der Demokraten scharf und warf ihm vor, dass er als US-Senator das sogenannte Bussing ablehnte – eine Maßnahme zur Entsegregierung, von der Harris als Kind selbst profitierte. Biden beteuerte allerdings mehrfach, dass er trotzdem eine gute Beziehung zu Harris habe.

Susan Rice

US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen
55 Jahre

Die erfahrene Außenpolitikerin ist die einzige Kandidatin für Bidens Vizeposten, die noch nie einen eigenen Wahlkampf geführt hat. Rice war in verschiedenen Positionen für mehrere demokratische Präsidenten tätig – zuletzt als Nationale Sicherheitsberaterin für Barack Obama. Während ihrer Zeit in der Obama-Administration baute Rice auch ihre gute Beziehung zu Joe Biden auf.

Jedoch ist fraglich, ob Joe Biden angesichts des aktuellen politischen Klimas in den USA von Rices außenpolitischen Kompetenzen profitieren würde. Darüber hinaus ist die ehemalige Botschafterin nur wenigen Amerikanern ein Begriff. Sollte sich Biden für Susan Rice entscheiden, dürfte das hauptsächlich daran liegen, dass er ihre Fähigkeiten und Loyalität schätzt und weiß, was ihn mit ihr erwartet.

Karen Bass

Kongressabgeordnete aus Kalifornien
66 Jahre

Karen Bass ist erst recht spät in die engere Auswahl vorgerückt. Die Kongressabgeordnete aus Kalifornien repräsentiert nicht nur den linken Flügel der Partei, sondern ist auch Vorsitzende des Congressional Black Caucus. Darüber hinaus wäre die 66-jährige aufgrund ihres Alters nicht automatisch gesetzt, wenn die Demokraten in vier oder acht Jahren einen Nachfolger für Joe Biden bestimmen.

Für viele Amerikaner ist Karen Bass jedoch völlig unbekannt. Das machte sich auch an mehreren Meldungen über ihre Vergangenheit bemerkbar, die in den vergangenen Wochen in die Presse gelangt sind. Unter anderem hielt sie 2010 eine Rede bei der Einweihung einer Scientology-Kirche und lobte 2016 den kubanischen Ex-Präsidenten Fidel Castro. Einige Demokraten bemängeln, dass Bass bisher nicht der öffentlichen Aufmerksamkeit ausgesetzt war, die eine landesweite oder nationale Wahl mit sich bringt.

Elizabeth Warren

US-Senatorin aus Massachusetts
71 Jahre

Elizabeth Warren führte 2020 selbst einen vielversprechenden Vorwahlkampf, konnte sich aber letztlich nicht durchsetzen. Inzwischen ist Bidens frühere Konkurrentin zu einer wichtigen Beraterin geworden und viele ihrer Forderungen haben Eingang in Bidens Wahlprogramm gefunden.

Warrens Expertise als Verbraucherschützerin und Professorin für Wirtschaftsrecht könnte für Biden ein entscheidender Vorteil bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sein. Sollte Biden sich für Warren als Running Mate entscheiden, wäre das auch ein klares Signal an den linken Flügel der Demokratischen Partei.

Gretchen Whitmer

Gouverneurin von Michigan
48 Jahre

Im Mai stand Michigans Gouverneurin aufgrund ihres Corona-Krisenmanagements noch hoch im Kurs, von Biden als Vizepräsidentschaftskandidatin bestimmt zu werden. In letzter Zeit wurde es zwar eher ruhig um sie, aber trotzdem befindet sich Gretchen Whitmer immer noch in Bidens engeren Auswahl. Vergangene Woche flog sie sogar für ein persönliches Gespräch zu ihm nach Delaware.

Whitmer zeichnet sich nicht nur durch ihren Umgang mit der Corona-Pandemie aus. Sie könnte für Biden auch der Schlüssel zum Mittleren Westen sein. Insbesondere die dortigen Swing States Ohio, Wisconsin und eben auch Whitmers Heimat Michigan gingen 2016 an Donald Trump. Biden könnte es mit Whitmer an seiner Seite leichter fallen, diese 2020 wieder zurückzugewinnen. Darüber hinaus zählt Whitmer zur nächsten Generation demokratischer Hoffnungsträger, bringt aber schon jahrzehntelange Erfahrung im Politikbetrieb mit – darunter fünf Jahre als Kongressabgeordnete in Washington, D.C.

Tammy Duckworth

US-Senatorin aus Illinois
52 Jahre

Bevor sie in die Politik ging, war Tammy Duckworth Helikopterpilotin bei der US-Armee. Bei einem Einsatz im Irak verlor sie beide Beine, nachdem ihr Helikopter von einer Panzerabwehrrakete getroffen wurde. Nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst leitete sie unter anderem das Kriegsveteranenministerium des Staates Illinois, wurde 2012 ins Repräsentantenhaus gewählt und ist seit 2017 US-Senatorin.

Duckworth gilt als moderate Demokratin und kommt aus dem Mittleren Westen. Zwar ist ihr Heimatstaat Illinois fest in demokratischer Hand, allerdings könnte sie Biden in den benachbarten Staaten Michigan, Wisconsin und Iowa helfen. Sollte sich Joe Biden für sie als Running Mate entscheiden, kann das als klarer Versuch gewertet werden, Republikaner zu überzeugen, die mit Donald Trump unzufrieden sind.

Noch nicht aus dem Rennen

Neben diesen sechs Kandidatinnen gibt es noch eine Reihe weiterer Politikerinnen, die sich zwar nicht im engeren Kreis befinden, aber trotzdem weiterhin Chancen haben – zumindest solange, bis Joe Biden seine Entscheidung der Bevölkerung bekannt gibt. Auf dieser erweiterten Liste befinden sich politische Schwergewichte wie Tammy Baldwin, US-Senatorin aus Wisconsin, Kyrsten Sinema, US-Senatorin aus Arizona, Val Demings, Kongressabgeordnete aus Florida, und Michelle Lujan Grisham, Gouverneurin von New Mexico.

Aber auch eher unbekanntere Politikerinnen wurden zumindest zeitweise von Bidens Team geprüft. Unter ihnen die Bürgermeisterin von Atlanta und frühe Biden-Unterstützerin Keisha Lance Bottoms sowie Stacey Abrams, die 2018 für den Gouverneursposten von Georgia kandidierte und nur knapp ihrem republikanischen Konkurrenten unterlag.

Quelle: NPR, BBC, CNN