US-Senator Rand Paul signiert seine Autobiografie.
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Gage Skidmore, „Rand Paul “, CC BY-SA 2.0.

Was motiviert die Kandidaten?

Zwei Dutzend Kandidaten wollen Donald Trump im November die Präsidentschaft streitig machen. Aber nur eine Handvoll von ihnen hat eine ernstzunehmende Chance, die Vorwahlen zu gewinnen und im Juli von der Demokratischen Partei nominiert zu werden.

Warum nehmen insbesondere weniger aussichtsreiche Kandidaten die Strapazen einer nationalen Wahlkampage dann überhaupt auf sich? Sie sind wochenlang von ihren Familien getrennt, befinden sich im Dauerreisestress zwischen den ersten Vorwahlstaaten, müssen Spenden akquirieren und sind einer intensiven Medienaufmerksamkeit ausgesetzt, die jeden Teil ihres Lebens beleuchtet.

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Von Ministerposten zu hoch dotierten Buchverträgen

Aussichtsloseren Präsidentschaftskandidaten wird gerne unterstellt, ihre Bewerbung sei einzig ihrem Ego geschuldet. Ohne eine gehörige Portion Selbstvertrauen wird wohl niemand für das höchste Amt der Vereinigten Staaten kandidieren. Es gibt aber noch handfestere Gründe, sich dem Stress einer Kandidatur auszusetzen: Macht und Geld.

Der ehemalige Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, ist das beste Beispiel dafür. Nach seiner gescheiterten Kandidatur 2016 stieg er beim TV-Sender ABC News als Kommentator ein und veröffentlichte seine Autobiographie Let me finish – beides äußerst ertragreich. Zudem wurde er als Trumps Attorney General gehandelt.

Häufig positionieren sich Kandidaten mit ihrem Wahlkampf für ein höheres Amt. So berief Donald Trump 2017 mit Rick Perry und Ben Carson zwei ehemalige Vorwahlgegner als Minister in sein Kabinett.

US-Präsident Barack Obama, Außenministerin Hillary Clinton und Vizepräsident Joe Biden auf ihrem Weg vom Weiße Haus.
Barack Obama, Hillary Clinton und Joe Biden betreten das Weiße Haus.
US-Präsident Barack Obama, Außenministerin Hillary Clinton und Vizepräsident Joe Biden auf ihrem Weg vom Weiße Haus.

Barack Obama ging acht Jahre zuvor sogar noch einen Schritt weiter und besetzte die zwei wichtigsten Ämter in seiner Regierung mit früheren Gegenkandidaten. So machte er Joe Biden zu seinem Running Mate und Vizepräsidentschaftskandidaten.  Hillary Clinton wiederum ernannte er nach einem erbitterten Vorwahlkampf zu seiner Außenministerin.

Durch ihre Vorwahlkampagnen und späteren Regierungsposten waren Biden und Clinton aussichtsreiche Kandidaten auf  Obamas Nachfolge als Parteichef und Präsidentschaftskandidat für 2016. Auch das ist ein Anreiz für die Präsidentschaft zu kandidieren: nationale Bekanntheit und ein hohes Ansehen in der Partei.

Wahlkampf für die Sache

Nicht jedem Kandidaten geht es aber um Macht und Geld: Lawrence Lessig nutzte den Vorwahlkampf der Demokratischen Partei 2016 beispielsweise, um für eine Reform des Wahlrechts und der Walkampffinanzierung zu werben. Der Harvard-Professor kam mit seiner Idee eines „Citizen Equality Act“ in den Umfragen zwar nur auf etwa 1 Prozent und wurde zu keiner TV-Debatte eingeladen, aber möglicherweise hatte seine Kampagne doch Erfolg. Denn eine überwältigende Mehrheit der demokratischen Kandidaten lehnt 2020 jegliche Unternehmensspenden ab.

Ein-Themen-Kandidaten sind äußerst selten. Meistens scheitern sie lange vor den ersten Vorwahlen, da sie nicht genug Unterstützer und Spender mobilisieren können. Oftmals haben sie auch keine Antworten auf die anderen Probleme der Wähler, was sie als Kandidaten unattraktiv macht.

2019 gingen gleich drei dieser Single-Issue-Kandidaten um die Nominierung der Demokratischen Partei ins Rennen. Der Kongressabgeordneten Eric Swalwell etwa verschrieb seine Kampagne ganz dem Thema Waffenkontrolle. Der Gouverneur von Washington, Jay Inslee, baute seinen Wahlkampf hingegen um das Thema Klimawandel. Mit konkreten Gesetzesvorhaben betrachtete er auch andere Themen durch die Linse des Klimawandels. Swalwell und Inslee gaben ihre Kampagnen frühzeitig auf, um sich auf die Wiederwahl als Kongressabgeordneter und Gouverneur zu konzentrieren.

Auch Andrew Yang hat seinen Wahlkampf auf ein Schlüsselthema ausgelegt: die so genannte Freedom Dividend. Mit seinem Plan eines bedingungslosen Grundeinkommens baute sich der Unternehmer aus Kalifornien in wenigen Monaten eine treue Gefolgschaft auf. Da er mit seiner Freedom Dividend auch Lösungen für weitere Politikbereiche hat, konnte er den Single-Issue-Status hinter sich zu lassen.