Von Februar bis Juni halten alle 50 Bundesstaaten, sieben US-Außengebiete sowie Washington, D.C. eigene Vorwahlen ab. Bei jeder Vorwahl gibt es Delegierte zu gewinnen, die auf dem Nominierungsparteitag in Milwaukee Trumps demokratischen Herausforderer wählen. Hierfür sind aber mindestens 50 Prozent der 3.770 Delegiertenstimmen notwendig.
Die meisten Bundesstaaten halten staatlich organisierte Wahlen ab – die so genannten Primaries. Wesentlich seltener wird das Caucus-System verwendet. Hierbei handelt es sich um Versammlungen, die von den Parteien selbst organisiert werden. Für die diesjährige Wahl halten nur noch Iowa, Nevada und Wyoming an ihren Caucuses fest. Aus Kostengründen haben sich die meisten ehemaligen Caucus-Staaten für die staatlichen Primaries entschieden.
Primaries
Die am häufigsten verwendete Vorwahlmethode sind Primaries. Sie werden in der Regel vom jeweiligen Bundesstaat wie eine normale Wahl durchgeführt. Die Wähler geben in ihrem Wahllokal im Laufe des Tages ihre Stimme ab.
Auch Briefwahl und eine frühere Stimmabgabe sind möglich – in Kalifornien ist die Stimmabgabe schon einen Monat vor dem eigentlichen Wahltermin möglich. Da Primaries häufig an einem Dienstag stattfinden, bilden sich besonders nach Feierabend lange Schlangen vor den Wahllokalen.
Caucuses
Wesentlich seltener ist das Caucus-System. Die Parteien veranstalten dafür Wahlversammlungen auf Bezirksebene. Die Wähler müssen rechtzeitig ankommen und für mehrere Stunden anwesend sein, um an dem langwierigen Prozess teilnehmen zu können.
Bei den Demokraten stellen sich die Teilnehmer in Gruppen für ihren gewählten Kandidaten auf. Kandidaten, die weniger als 15 Prozent der Stimmen erhalten, scheiden aus und ihre Unterstützer können sich anderen Gruppen anschließen. Bei einem Caucus ist es notwendig, Wähler vor Ort vom eigenen Kandidaten zu überzeugen, denn viele von ihnen sind am Wahlabend noch unentschlossen. Unterstützer vor Ort sind also entscheidend für den Wahlerfolg.
Nicht alle dürfen wählen
Die Parteien entscheiden selbst, wer an ihren Vorwahlen teilnehmen kann. In 22 Staaten gibt es inzwischen offene Primaries. Dort können die Wähler frei entscheiden, an welcher Vorwahl sie teilnehmen wollen. In manchen Staaten ist dafür eine Änderung der Parteienregistrierung notwendig. In einigen Staaten wie Iowa ist diese auch vor Ort möglich.
Anders sieht es bei geschlossenen Vorwahlen aus. Wer nicht als Parteimitglied registriert ist, darf nicht wählen. Das ist besonders problematisch, wenn die Änderungsfrist früh abläuft. 2016 war diese Frist in New York bereits sechs Monate vor dem Wahltag verstrichen. Damit wurde unzähligen Wählern das Stimmrecht verweht.
Von der Vorwahl zur Nominierung
Bei den 58 Vorwahlen gibt es insgesamt 3.770 Delegierte zu gewinnen. Diese werden anhand des Wahlergebnisses im jeweiligen Staat proportional auf die einzelnen Kandidaten verteilt – sowohl auf Ebene des Staates als auch der einzelnen Kongresswahlkreise. Die Delegierten sind dabei an das Vorwahlergebnis ihres Bundesstaates gebunden.
Noch vor wenigen Jahren war es üblich, dass der Vorwahlgewinner alle Delegierten eines Staates bekam. 2016 gab es bei den Republikanern nur noch acht dieser Winner-Take-All-Staaten. Die Demokraten haben sie inzwischen vollständig abgeschafft und setzen stattdessen auf ein proportionales System. Allerdings verwenden sie eine sehr hohe Sperrklausel von 15 Prozent. Alle Kandidaten, die weniger Stimmen bekommen, erhalten keine Delegierten. Viele Kandidaten könnten dadurch in manchen Staaten völlig leer ausgehen.
Sperrklausel-Beispiel: Kalifornien
2020 wird der bevölkerungsreichste Staat 416 gebundene Delegierte zum demokratischen Parteitag in Milwaukee, WI entsenden. Die Delegierten werden proportional auf alle Kandidaten verteilt, die mindestens 15 Prozent der Stimmen erhalten. Nur die drei besten Kandidaten würden in dieser Beispiel-Verteilung überhaupt Delegierte gewinnen.
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Viele Kandidaten – kein Gewinner?
1.885 – so viele Delegierte muss ein Kandidat mindestens erhalten, um die Vorwahlen zu gewinnen und von der Demokratischen Partei für die Präsidentschaftswahl nominiert zu werden. Da die Demokraten ihre Delegierten proportional zu den Wahlergebnissen in den einzelnen Staaten verteilen, ist es möglich, dass es keinen eindeutigen Gewinner gibt. Dann kommt es zu einem ergebnisoffenen Nominierungsparteitag, einer Contested Convention, bei dem vorher nicht feststeht, welchen Kandidaten die Partei nominieren und ins Rennen gegen Donald Trump schicken wird. Seitdem sich die Vorwahlen in den 1970ern durchgesetzt haben, kam dies jedoch noch nie vor.
Heutzutage kommen die Nominierungsparteitage einer medial inszenierten Krönungszeremonie gleich: Spitzenpolitiker halten vier Tage lang Reden vor begeistertem Publikum und zur besten Sendezeit wird mit einer Abstimmung der Delegierten der Nominierte gekürt. Da passen mehrere Wahlgänge und ein offener Wettstreit nicht ins Bild.
Alle Kandidaten wissen wie wichtig ein glatt verlaufender Parteitag für die Siegeschancen der Partei im November ist. Wenn die Demokraten also nach der letzten Vorwahl Anfang Juni immer noch keinen Sieger bestimmt haben, wird ein Kuhhandel zwischen den einzelnen Kandidaten beginnen. Ob Ministerposten, Eingeständnisse beim Wahlprogramm oder sogar die Aussicht Vizepräsident zu werden: Den Kandidaten stehen überzeugende Argumente offen, ihre Konkurrenten und damit deren Delegierten auf ihre Seite zu ziehen.