Diese Rennen entscheiden 2024 über die Mehrheit im US-Senat
Die Demokratische Partei ist bei den diesjährigen Senatswahlen in der Defensive. Wer ab Januar 2025 den Senat kontrolliert, wird von den Ergebnissen in wenigen Staaten abhängen.
Für die Republikanische Partei stehen die Zeichen gut, bei den Wahlen am kommenden Dienstag die Mehrheit im US-Senat zu erringen. Aktuell kommt die Fraktion auf 49 Sitze. Für eine sichere Mehrheit muss Trumps Partei also unterm Strich mindestens zwei Sitze hinzugewinnen.
Einen Sitz haben sie mit West Virginia effektiv schon sicher. Der bisherige Amtsinhaber und frühere Demokrat Joe Manchin tritt nicht erneut an, dafür aber der republikanische Gouverneur des konservativen Staates, Jim Justice. Die bisher einzige Umfrage zeigt Justice bei mehr als 60 Prozent. 2020 gewann Donald Trump den Bundesstaat mit einem Vorsprung von fast 40 Prozentpunkten ähnlich dominant.
Den Republikaner:innen fehlt also voraussichtlich nur noch ein Sitz für die Kontrolle über das US-Oberhaus. Ihnen dürfte dabei zudem zugute kommen, dass die Demokrat:innen sechs der acht engsten Staaten verteidigen müssen.
AnzeigeMontana: Demokrat im Trump-Staat
Die nächstbeste Möglichkeit, einen Sitz hinzuzugewinnen, hat der republikanische Kandidat Tim Sheehy in Montana. Er tritt gegen den demokratischen Senator Jon Tester an und kann sich besonders gute Chancen ausrechnen. Im Umfragenschnitt führt Sheehy aktuell mit rund 5 Prozentpunkten.
Montana ist ein tief konservativer Staat. Donald Trump gewann dort 2020 mit rund 16 Prozentpunkten Vorsprung auf Joe Biden. Auch Tester hatte bei all seinen bisherigen Wahlkämpfen für den US-Senat keinen leichten Weg zum Sieg. Sein bestes Ergebnis war 2012 gegen Denny Rehberg. Damals gewann Tester mit einem Vorsprung von 3,72 Prozent.
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Mehr InformationenDiese Wahl ist für beide Parteien besonders wichtig. In den letzten Wochen vor dem Wahltag ist der Wahlkampf zunehmend negativ geworden, wie Axios berichtet. Ein Signal, dass das Rennen noch nicht entschieden ist, hat die Tester-Kampagne mit zwei kürzlichen Umfragen erhalten. Eine Umfrage der Montana State University zeigte die beiden Kandidaten Mitte Oktober bei je 43 Prozent. Eine Erhebung des Emerson College von Ende Oktober zeigte Sheehy lediglich 2 Prozentpunkte vor Tester. Nichtsdestotrotz bleibt Sheehy der Favorit.
AnzeigeEntscheidung im Mittleren Westen
Auch in drei Staaten des Mittleren Westens – Michigan, Ohio und Wisconsin –, dem Keystone State Pennsylvania und dem westlichen Bundesstaat Nevada sind die Demokrat:innen in der Defensive. Wenn Tester in Montana gewinnen sollte, darf die Demokratische Partei keines dieser Rennen verlieren, sonst geht die Senatskontrolle voraussichtlich an die republikanische Fraktion.
In all diesen Rennen liegen die republikanischen und demokratischen Kandidat:innen weniger als 4 Prozentpunkte auseinander. Mit der Ausnahme von Ohio, wo der demokratische Amtsinhaber Sherrod Brown 0,15 Prozent Rückstand hat, führen dort stets die Demokrat:innen.
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Republikanische Wackelkandidaten
Doch nicht nur die Demokratische Partei ist in der Defensive. In Florida und Texas liegen zwar weiter die republikanischen Amtsinhaber in Führung, mehrere Faktoren sorgen aber dafür, dass eine Überraschung dort nicht ausgeschlossen ist.
In Florida steht neben der Senatswahl diesmal auch ein Abtreibungsreferendum auf dem Wahlzettel, das ein Recht auf Abtreibung in der Verfassung des Staates verankern soll. Um erfolgreich implementiert zu werden, benötigt das Referendum mindestens eine Zustimmung von 60 Prozent. Die Demokrat:innen versprechen sich dadurch einen Schub bei der Wahlbeteiligung und für ihre Kandidat:innen.
Auch wenn Florida seinen Status als Swing State in den letzten Jahren zunehmend eingebüßt hat, könnte ein starkes Auftreten von Kamala Harris in Verbindung mit dem Referendum auch Einfluss auf das Senatsrennen haben. Aktuell führt US-Senator Rick Scott im Umfragenschnitt mit rund 5 Prozentpunkten vor der Demokratin Debbie Mucarsel-Powell.
AnzeigeIn Texas wiederum sieht das Gesamtbild anders aus. Im konservativen Südstaat hat vor 30 Jahren das letzte Mal eine Demokratin die Wahl um ein Texas-weites Amt gewonnen. In den vergangenen Jahren sind die Wahlergebnisse aber immer enger geworden – nicht zuletzt aufgrund des demographischen Wandels.
2008 gewann John McCain Texas noch mit nahezu 12 Prozentpunkten Vorsprung auf Barack Obama. 12 Jahre später hatte Joe Biden den Rückstand auf Donald Trump bereits auf 5,5 Prozentpunkte reduziert. Vor sechs Jahren sicherte sich der US-Senator Ted Cruz zwar die Wiederwahl, allerdings nur noch mit einem Vorsprung von 2,56 Prozentpunkten. Für eine Wahl in Texas war das ein äußerst knapper Sieg.
Aktuell führt der Republikaner Cruz im Umfragenschnitt lediglich mit 2,86 Prozentpunkten vor seinem demokratischen Herausforderer, dem Kongressabgeordneten Colin Allred. Nach der einzigen TV-Debatte am 15. Oktober hat Allred zudem leicht Boden auf Cruz gutmachen können. Ob das für einen Überraschungssieg reicht, bleibt abzuwarten.
AnzeigeUnsicherheit in Nebraska
Ein weiteres Rennen, das die Kalkulation der Republikanischen Partei durcheinanderbringen könnte, ist die reguläre Senatswahl in Nebraska. In dem eigentlich sicher republikanischen Bundesstaat liefert sich die Amtsinhaberin Deb Fischer ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem unabhängigen Kandidaten Dan Osborn.
Dass ein Senatssitz Nebraska überhaupt auf der Kippe steht, ist eine komplette Überraschung. Fischer besiegte ihre demokratische Kontrahentin 2016 mit einem Vorsprung von 19 Prozentpunkten. Jetzt liegt sie im Umfragenschnitt einen Prozentpunkt vor Osborn. Diese Dynamik scheint auf dieses Rennen beschränkt zu sein. Bei der gleichzeitig stattfindenden Nachwahl für Nebraskas zweiten Senatssitz ist der Republikaner Pete Rickets favorisiert und führt in den Umfragen mit mehr als 15 Prozentpunkten Vorsprung.
Der ehemalige Gewerkschaftspräsident Osborn gibt sich als Außenseiter und profitiert davon, dass die Demokratische Partei darauf verzichtet hat, selbst jemanden aufzustellen. Außerdem stehen zwei konkurrierende Cannabis-Referenden auf dem Wahlzettel in Nebraska. Das könnte Osborn, der sich für die Legalisierung von Cannabis einsetzt, auch in die Hände spielen.
AnzeigeIm Gegensatz zu den beiden unabhängigen US-Senatoren Angus King aus Maine und Bernie Sanders aus Vermont, die beide Teil der demokratischen Senatsfraktion sind, hat Osborne angekündigt, sich im Falle eines Wahlsiegs keiner Fraktion anschließen zu wollen.
Sollte Osborne Fischer besiegen, könnte das der Republikanischen Partei einen sicher geglaubten Sitz und viel Spielraum nehmen, die Senatsmehrheit zu erringen. Falls Fischer den Sitz in Nebraska verliert, müssen die Republikaner:innen mindestens zwei weitere hinzugewinnen. So hätte die Demokratische Partei beispielsweise eine Mehrheit von einem Sitz, wenn sie bis auf West Virginia alle Sitze halten könnte.
Im Rennen um die Kontrolle über den US-Senat steht für beide Parteien viel auf dem Spiel. Besonders die Republikaner:innen sind allerdings nicht nur im Vorteil, sondern auch in Zugzwang. Denn schon in zwei Jahren sind sie wieder in der Defensive. So werden sie bei den Zwischenwahlen 2026 20 Sitze verteidigen müssen, die Demokrat:innen hingegen nur 13 Sitze. 2028 wird es auch nicht wesentlich besser aussehen. Da müssen sie 4 Sitze mehr verteidigen als die Demokratische Partei.
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