Harris gegen Trump: Rennen ums Weiße Haus auf Messers Schneide

In den Umfragen gleichauf: Wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl 2024 ist das Rennen um das Weiße Haus enger denn je.

Am kommenden Dienstag bestimmen die Vereinigten Staaten, wer Präsident Joe Biden nachfolgt. Ob sich Kamala Harris oder Donald Trump durchsetzen wird, ist völlig unklar – nicht zuletzt, weil die Umfrageergebnisse zuletzt immer enger geworden sind.

Im Juli lag der Vorteil noch bei Donald Trump: Am 21. Juli hatte Joe Biden seine Kandidatur zurückgezogen. Harris konnte sich am nächsten Tag die Unterstützung von genug Delegierten für die Nominierung ihrer Partei sichern. In den Umfragen lag sie jedoch hinter Trump. Zeitweise lag die US-Vizepräsidentin im nationalen Umfragenschnitt rund 3 Prozentpunkte hinter Donald Trump.

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In den folgenden Wochen ging es für die Demokratin allerdings stetig bergauf. Bereits am Monatsende hatte sie Donald Trump im nationalen Umfragenschnitt überholt. Der Wendepunkt kam für Harris mit ihrer Leistung bei der TV-Debatte gegen Donald Trump am 10. September. Im wichtigen Bundesstaat Pennsylvania erreichte Harris anschließend eine Führung von knapp unter 2 Prozentpunkten.

Aktuell liegen Harris und Trump dort effektiv gleichauf. Ähnlich sieht es in den weiteren Swing States wie Wisconsin und Michigan aus. Der nationale Umfragenschnitt zeigt Harris aktuell 1,4 Prozentpunkte vor Trump. Doch das könnte am Ende nicht ausreichen.

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Es kommt auf jede Stimme an

2016 erhielt Hillary Clinton insgesamt knapp unter 3 Millionen Stimmen mehr als Donald Trump. Das entspricht 2,1 Prozent. Letztendlich gewann Trump allerdings eine Mehrheit im Electoral College. Joe Biden hatte 2020 einen Vorsprung von 4,45 Prozent und gewann die meisten Stimmen im Electoral College. Wie bereits 2016 könnte Donald Trump also auch diesmal die Wahl gewinnen, ohne dass er landesweit die meisten Stimmen bekommt.

Aktuell trennen Harris und Trump in sieben Swing States weniger als zwei Prozentpunkte. Arizona, Georgia, Michigan, Pennsylvania und Wisconsin gingen 2016 an Donald Trump, stimmten vier Jahre später aber für Joe Biden. Nevada wählte bei beiden Wahlen demokratisch und North Carolina republikanisch.

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Letztendlich wird es für Harris und Trump vor allem darauf ankommen, wer die drei Swing States im Mittleren Westen – Michigan, Pennsylvania und Wisconsin – gewinnt. Selbst wenn Donald Trump Arizona und Georgia zurückgewinnen kann und zudem noch in Nevada und North Carolina siegreich wäre, käme er nur auf 268 Wahlstimmen. Harris würde mit Michigan, Pennsylvania und Wisconsin auf 270 Stimmen kommen und damit die Präsidentschaftswahl für sich entscheiden.

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Der größte Preis dieser drei Staaten ist Pennsylvania mit 19 Stimmen. Wer auch immer den „Keystone State“ gewinnt, wird nur noch schwer zu stoppen sein. Sollte Pennsylvania beispielsweise an Donald Trump gehen, könnte Harris das nicht mit einem Sieg in einem der anderen Swing States allein kompensieren. Sie müsste entweder Georgia oder North Carolina mit je 16 Stimmen gewinnen und gleichzeitig einen weiteren Staat für sich entscheiden – etwa Arizona (11 Stimmen) oder Nevada (6 Stimmen).

Briefwahl gibt erste Erkenntnisse

Pennsylvania ist nicht nur ein elementarer Bundesstaat. Dort haben auch bereits 1,6 Millionen Wähler:innen ihre Stimme abgegeben. Dabei haben sich mehrere Trends bemerkbar gemacht: allen voran die Wahlbeteiligung republikanischer Wähler:innen.

2020 wurden in Pennsylvania rund 2,6 Millionen Stimmen per Briefwahl abgegeben – nur 23,7 Prozent davon kamen von Wähler:innen, die als Republikaner:innen registriert waren. Dass vor allem Republikaner:innen darauf verzichteten, frühzeitig ihre Stimme abzugeben, lag unter anderem daran, dass Donald Trump vor vier Jahren die Briefwahl für unsicher erklärte und mit Wahlbetrug in Verbindung brachte. Das Verhältnis blieb auch bei den Zwischenwahlen 2022 bestehen.

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In diesem Jahr hat sich Trumps Rhetorik gegenüber der vorzeitigen Stimmabgabe allerdings grundlegend geändert. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social bezeichnete Trump beispielsweise alle Möglichkeiten der Stimmabgabe als gute Optionen für die Republikaner:innen.

Der Kurswechsel des Ex-Präsidenten schlägt sich auch deutlich in den Zahlen nieder. Aktuell stammen rund ein Drittel der eingegangen Briefwahlzettel in Pennsylvania von registrierten Republikaner:innen. In Arizona ist der Kontrast sogar noch wesentlich deutlicher.

Vor vier Jahren hatten die Demokrat:innen dort einen leichten Vorsprung von 0,4 Prozentpunkten auf die Republikaner:innen, die einen Briefwahlstimmenanteil von 37 Prozent hatten. Bis jetzt liegen die Republikaner:innen in Arizona allerdings mit 41 Prozent deutlich vor den registrierten Demokrat:innen. Ihre Stimmzettel machen einen Anteil von rund 33 Prozent aus. Der Anteil von Wähler:innen ohne Parteizugehörigkeit oder einer kleinen Partei steht wiederum nahezu unverändert bei 25,8 Prozent.

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Die Parteiregistrierung zeigt zwar nicht, für welche Kandidat:innen eine Person letztendlich stimmt. Trotzdem lässt sich hier ein klarer Trend zum Wahlverhalten in 2020 ausmachen. Ob sich diese Zahlen allerdings im Endergebnis niederschlagen werden, wird sich erst noch zeigen müssen. Sollte es sich lediglich um eine Verschiebung der Wahlabsicht vom Wahltag auf die Briefwahl handeln, würde sich daraus kein Vorteil für Donald Trump ergeben.

Ein weiterer Trend beim Early Vote ist der hohe Frauenanteil. Dieser liegt in den umkämpftesten Bundesstaaten aktuell bei rund 55 Prozent. Das zeigt eine Analyse von Politico. Obwohl auch hier nicht ersichtlich ist, für wen die Frauen stimmen, dürfte das Geschlechterverhältnis die Harris-Kampagne zuversichtlich stimmen.

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Große Unsicherheit bis zum Schluss

Insgesamt sind die Signale aus den Zahlen der vorzeitigen Stimmabgabe bisher nicht eindeutig und teilweise sogar widersprüchlich. Gleichzeitig sind die Umfragen in den wichtigsten Bundesstaaten enger als im ganzen vorherigen Wahlkampf.

Solange es also keine deutliche Abweichung zum Abstimmungsverhalten in 2020 und 2016 gibt, den die Umfragen nicht abbilden können, werden wir am Dienstag einen Wahlabend erleben, bei dem es auf jede Stimme ankommt.