US-Senator Tim Scott beginnt Präsidentschaftskampagne nach monatelanger Bedenkzeit

Tim Scott macht es offiziell: Bei einer Kundgebung in seiner Heimatstadt North Charleston, South Carolina hat der US-Senator seinen Einstieg in die republikanische Präsidentschaftsvorwahl angekündigt.

„Joe Biden und die radikale Linke greifen jede einzelne Sprosse der Leiter an, die es mir ermöglichte, aufzusteigen. Und deswegen gebe ich heute bekannt, dass ich als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika kandidiere“, sagte Scott vor applaudierenden Unterstützer:innen.

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Vorgestellt wurde Scott unter anderem von seinem Senatskollegen John Thune aus South Dakota, der als „Whip“ die zweithöchste Position innerhalb der republikanischen Senatsfraktion innehat. Damit schließt sich Thune Mike Rounds an. South Dakotas zweiter US-Senator hatte Scott bereits vergangene Woche seine Unterstützung zugesichert.

Scott ist damit Teil eines stetig wachsenden Feldes, das Donald Trump die republikanische Nominierung für die Präsidentschaft streitig machen will. Mit dabei ist auch South Carolinas Ex-Gouverneurin Nikki Haley, die Scott 2012 als Nachfolger des zurückgetretenen Jim DeMint für den US-Senat nominierte. Für beide wird ihr Heimatstaat South Carolina eine elementare Rolle auf dem Weg zur Nominierung spielen.

Ein Gegenpol zu Donald Trump

Als Person unterscheidet sich Scott maßgeblich von seinem aktuell stärksten Konkurrenten – Donald Trump. Während der ehemalige Präsident eine privilegierte Kindheit hatte, wuchs Scott nach der Scheidung seiner Eltern als Sohn einer alleinerziehenden Mutter auf. Besondere Vorbilder waren für Scott ebenso wie seine Mutter seine hart arbeitenden Großeltern.

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Darüber hinaus ist Scott praktizierender Christ. In seiner Ankündigungsrede nahm er immer wieder Bezug auf die Rolle, die der Glaube in seiner Familie und für ihn spielt. Der 57-jährige Republikaner ist unverheiratet.

Auch politisch setzt Tim Scott eigene Prioritäten. Nach dem Tod von George Floyd und den anschließenden US-weiten Protesten gegen Polizeigewalt hat Scott federführend an einer Polizeireform gearbeitet. Scott ist der einzige schwarze Republikaner im US-Senat. Der Entwurf scheiterte am Widerstand der demokratischen Fraktion, die weitreichendere Reformen forderte.

Beim Thema Abtreibung stellte er vor kurzem klar, dass er ein nationales Verbot nach der 20. Schwangerschaftswoche unterstützt und als Präsident unterzeichnen würde. Diese Position dürfte ihm im Vorwahlkampf helfen, ihn aber nach einer möglichen Nominierung vor gravierende Probleme stellen.

Im Dreisprung zur Präsidentschaftskandidatur

Der Weg zu Scotts Entscheidung war ein langer Prozess. Ende Februar startete er eine „Listening Tour“, die ihn durch seinen Heimatstaat South Carolina sowie durch den ersten republikanischen Vorwahlstaat Iowa führte. Dort hatte Scott im vergangenen Jahr bereits immer wieder an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen und konnte so Präsenz zeigen.

Bevor sich Scott nach seiner Tour jedoch für die Kandidatur entschied, gründete er ein sogenanntes „Exploratory Committee“. Dabei handelt es sich um eine Vorstufe zu einer möglichen Präsidentschaftskandidatur, die Kandidat:innen nutzen können, wenn sie noch nicht sicher sind, ob sie wirklich kandidieren wollen.

Darüber hinaus hat der Zwischenschritt eines „Exploratory Committee“ den Vorteil, dass sowohl dessen Ankündigung als auch die der eigentlichen Kandidatur für viel Medienaufmerksamkeit sorgt. Scott ist es nun gelungen, gleich dreimal ein Medienecho um seine Kandidatur zu generieren.

Ob dieser Dreisprung allerdings einen positiven Effekt für Scott haben wird, bleibt abzuwarten. Aktuell liegt der US-Senator in den nationalen Vorwahlumfragen im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Selbst in South Carolina kam er zuletzt lediglich auf 7 Prozent.

Was Scott aktuell in öffentlicher Zustimmung fehlt, dürfte er durch seine finanzielle Position kompensieren können. So hatte Scott zum Jahresende noch rund 21 Millionen US-Dollar in seinem zur Verfügung, die er im Rahmen seiner jüngsten Senatskampagne erhalten hat. Dabei profitierte er unter anderem davon, dass er auf dem Weg zur Wiederwahl im November 2022 auf keine nennenswerten Widerstand gestoßen ist. 6 Millionen US-Dollar will Scott unter anderem allein in den kommenden Wochen in TV- und Radio-Werbung in den ersten Vorwahlstaaten Iowa und New Hampshire investieren, wie Axios vergangene Woche berichtete.