Joe Bidens schwierige Perspektive für 2024

US-Präsident Joe Biden plant sich nach eigenen Angaben 2024 der Wiederwahl zu stellen. Eine neue Umfrage unterstreicht nun, was seit Wochen aus den Reihen der Demokrat:innen zu vernehmen ist: dass Biden möglicherweise nicht der Kandidat ist, der die Partei 2024 erneut zum Sieg führen kann.

Joe Biden hat weiter mit niedrigen Zustimmungswerten zu kämpfen. Getrieben von seiner stagnierenden legislativen Agenda sowie steigender Inflation und Lebenshaltungskosten beurteilen aktuell nur noch rund 40 Prozent der Amerikaner:innen den US-Präsidenten und seine Arbeit positiv.

Auch in den Umfragen zu einem möglichen zweiten Aufeinandertreffen zwischen Biden und Donald Trump schneidet der Demokrat schlechter ab, als man das nach seinem deutlichen Wahlsieg vor zwei Jahren erwarten sollte. Mit den sich schnell nähernden Zwischenwahlen am 8. November werden auch Zweifel an Bidens Fähigkeit lauter, in 2024 wiedergewählt werden zu können. Nichtsdestotrotz macht er keinen Hehl daraus, in zwei Jahren erneut antreten zu wollen,

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Einer neuen Umfrage des Harvard Center for American Political Studies und Harris Insights and Analytics zufolge sagen 71 Prozent der befragten Amerikaner:innen, dass Joe Biden 2024 nicht noch einmal für die Präsidentschaft kandidiert sollte. Als Hauptgrund dafür nannten 45 Prozent, dass Biden ein schlechter Präsident sei, wären 30 Prozent ihn für zu alt halten. Rund ein Viertel wiederum gab bei der Umfrage, die vom 28. bis 29. Juni durchgeführt wurde, an, dass es Zeit für einen Wechsel sei.

Auf ähnliche, wenngleich nicht ganz so starke Ablehnung stößt Donald Trump. Gegen einen dritten Anlauf des Ex-Präsidenten sprachen sich 61 Prozent der Befragten aus. Neben Biden hat auch Trump signalisiert, es 2024 noch einmal versuchen zu wollen. Dass es in zwei Jahren zu einem erneuten Aufeinandertreffen der beiden Politiker kommt, ist aktuell ein sehr naheliegendes Szenario. Sollte dieser Fall eintreten, würden der Harvard-Harris-Umfrage zufolge aktuell 60 Prozent eine:n moderate:n Kandidat:in als Alternative in Erwägung ziehen.

Obwohl Joe Biden innerhalb der Bevölkerung einen schwierigen Stand hat, ist seine Position an der Spitze der Demokratischen Partei noch größtenteils unangefochten. So würden 30 Prozent der Demokrat:innen aktuell für den Präsidenten stimmen. Vizepräsidentin Kamala Harris käme auf 18 Prozent und Bidens schärfster Konkurrent bei den Vorwahlen 2020, Bernie Sanders, liegt bei acht Prozent.

Eine Kampfkandidatur von Bidens eigener Vizepräsidentin ist ebenso unwahrscheinlich wie von Verkehrsminister Pete Buttigieg, der in der Umfrage bei sechs Prozent lag. Auch Bernie Sanders hat vor wenigen Wochen angekündigt, Biden 2024 nicht herausfordern zu wollen: „Ich denke, Biden wird wahrscheinlich wieder kandidieren, und wenn er wieder kandidiert, werde ich ihn unterstützen.“ Hillary Clinton, die ebenso wie Buttigieg bei sechs Prozent lag, hat sich zuletzt ähnlich geäußert.

Etwas verhaltenere Töne schlug die progressive Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez an. Statt ihm wie Sanders und Clinton direkt ihre Unterstützung auszusprechen, sagte sie, „sollte er wieder kandidieren, werden wir uns das ansehen, aber im Moment müssen wir uns darauf konzentrieren, eine Mehrheit zu gewinnen und nicht eine Präsidentschaftswahl.“

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Ob es aber überhaupt demokratischen Kandidat:innen gibt, die es angesichts des aktuellen politischen Klimas besser positioniert wären, eine Präsidentschaftswahl aus dem Stand zu gewinnen, bleibt fragwürdig – insbesondere, wenn Biden auf eine Kandidatur verzichtet und damit eine umkämpfte Vorwahl lostreten sollte. So schwach Joe Biden aktuell auch wirken mag, darf nicht unterschätzt werden, dass es seinen beiden letzten demokratischen Vorgängern, Barack Obama und Bill Clinton, ähnlich ging.

Wenngleich ihre Werte über den heutigen von Biden lagen, hatten beide vor ihren ersten Zwischenwahlen 1994 und 2010 mit sinkender Popularität zu kämpfen und mussten am Wahlabend republikanische Erdrutschsiege hinnehmen, bei denen die Demokrat:innen zahlreiche Kongresssitze sowie die Kontrolle über das Repräsentantenhaus verloren. Trotzdem konnten sich beide zwei Jahre später mit ihren Wiederwahlkampagnen erfolgreich gegen ihre republikanischen Konkurrenten durchsetzen.

Innerhalb der nächsten zwei Jahre wird noch viel passieren und auch die politische Landschaft dürfte bis zur Präsidentschaftswahl 2024 nicht dieselbe sein wie heute – insbesondere wenn die Republikaner im November eine Mehrheit im Repräsentantenhaus und möglicherweise sogar im Senat gewinnen sollten.

Eins scheint jedoch klar: Wenn Donald Trump antritt, dürfte auch Joe Biden noch einmal kandidieren, wie die Washington Post unter Berufung auf Mitarbeiter:innen des Residenten berichtet. „Wenn Trump kandidieren wird, steht es außer Frage, dass Biden kandidiert, und er würde wahrscheinlich trotzdem kandidieren“, erklärte Bidens Ex-Wahlkampfmanager Greg Schultz gegenüber der Post.

Quellen: Harvard-Harris-Poll, Washington Post, New York Times