Überraschendes Wahlkampfaus von Al Gross wirbelt Alaskas Kongressnachwahl durcheinander

Der unabhängige Kandidat Al Gross macht einen Rückzieher und beendet trotz erfolgreicher Vorwahl seinen Wahlkampf für Alaskas vakanten Sitz im Repräsentantenhaus.

Erst vor knapp zehn Tagen hatte sich Al Gross für die Kongressnachwahl am 16. August qualifiziert. Nun gibt der Unabhängige seinen Wahlkampf überraschend auf. Bei der parteiübergreifenden Vorwahl war Gross mit 12,75 Prozent der Stimmen auf Platz drei hinter den beiden republikanischen Kandidat:innen Sarah Palin und Nick Begich gelandet. In Alaska ziehen die vier besten Vorwahlkandidat:innen in den letzten Wahlgang ein.

„Mit großer Hoffnung für die Zukunft Alaskas habe ich mich entschlossen, meine Kampagne zur Wahl des nächsten Kongressabgeordneten zu beenden“, erklärte Gross in einem Statement und spricht sich gleichzeitig für die Demokratin Mary Peltola und die Republikanerin Tara Sweeney aus. „Es gibt zwei herausragende Ureinwohnerinnen Alaskas in diesem Rennen, die beide unserem Staat gut dienen würden, und ich ermutige meine Unterstützer, sich weiter zu engagieren und in Betracht zu ziehen, ihre Erststimme derjenigen von ihnen zu geben, die am besten zu ihren eigenen Werten passt.“

Warum sich Gross so abrupt entschieden hat, ist seinem Statement nicht zu entnehmen, allerdings weist er darauf hin, dass angesichts des aktuellen politischen Klimas in Alaska und den USA eine unabhängige Kampagne zu schwer durchzuführen sei. Die Nachwahl war notwendig geworden, da der bisherige langjährige Amtsinhaber Don Young im März verstorben war.

Normalerweise würde der vakante Platz bei der Wahl am 16. August mit der Person besetzt werden, die bei der Vorwahl auf Platz fünf gekommen ist – in diesem Fall Tara Sweeney, die unter Präsident Donald Trump im US-Innenministerium mit Angelegenheiten amerikanischer Ureinwohner:innen betraut war. Nun hat Gross jedoch das Zeitfenster verpasst, in dem so eine Nachbesetzung noch stattfinden kann. Wie die Washington Post berichtet, können Kandidat:innen nur spätestens 64 Tage vor der Wahl nachrücken.

Die Direktorin der Wahlbehörde von Alaska, Gail Fenumiai, wies jedoch gegenüber der Begich-Kampagne darauf hin, dass im Falle eines Widerspruchs umgehend Klage eingereicht werden müsse, um die Fristen für den Druck der Stimmzettel einhalten zu können. Tara Sweeneys Wahlkampfmanagerin erklärte unterdessen, die mögliche Nachrückerin würde erst einmal abwarten.

„Die Vorwahl der Nachwahl ist noch nicht zertifiziert worden, aber es sieht so aus, als ob Nick Begich bereits die Anwälte eingeschaltet hat“, sagte Karina Waller auf Facebook. „Unsere Kampagne wird weiterhin auf die Zertifizierung der Wahl warten, aber wir haben nicht die Absicht, die aktuelle Meinung der Wahlbehörde anzufechten. Wir glauben, dass sie letztendlich die richtige Entscheidung in dieser Angelegenheit treffen werden.“

Wie sich der Rückzug von Al Gross auf die Chancen der restlichen Kandidat:innen und das gesamte Rennen auswirken wird ist völlig offen. So wird viel davon abhängen, wer am Ende auf dem Wahlzettel stehen und ob es auf einen Drei- oder Vierkampf hinauslaufen wird.

Auch gibt es keine vergleichbaren Wahlen, aus denen sich Schlüsse ziehen lassen. Die Kongressnachwahl sollte die erste Alaska-weite Abstimmung sein, die mit dem neuen Rangwahlsystem durchgeführt wird. Bei der Rangwahl (Ranked Choice Voting) in Alaska verteilen die Wähler:innen nicht eine Stimme, sondern haben auch eine Zweit-, Dritt-, und Viertstimme. Sollte nach der Auszählung der Erststimmen niemand auf mehr als 50 Prozent der Stimmen gekommen sein, werden Schritt für Schritt die Letztplatzierten eliminiert und ihre Stimmen neu verteilt, bis ein:e Sieger:in feststeht.

Quellen: Washington Post, Al Gross (Pressemitteilung)