Alaskas Rangwahlsystem vor erster Bewährungsprobe nach Abgeordneten-Tod – Palin kandidiert

Mit dem Tod des bisherigen Kongressabgeordneten Don Young wird das neue Rangwahlsystem Alaskas auf die erste Probe gestellt. Insgesamt 51 Kandidat:innen wollen Alaskas nächste:r Kongressabgeordnete:r werden – unter ihnen auch die ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin und Gouverneurin Sarah Palin.

Das neue Rangwahlsystem in Alaska muss sich nach dem Tod des langjährigen Kongressabgeordneten Don Young früher als geplant seiner ersten Bewährungsprobe stellen. Young verstarb vergangenen März im Alter von 88 Jahren. Der dienstälteste Kongressabgeordnete und Alaskas alleiniges Mitglied im Repräsentantenhaus wurde 1973 im Rahmen einer Nachwahl erstmals ins Repräsentantenhaus gewählt.

Alaska sieht im Gegensatz zu anderen Staaten nicht vor, dass der:die Gouverneur:in eine:n Nachfolger:in nominiert. Stattdessen findet einen Nachwahl statt, um Youngs Nachfolge für die verbleibende Amtszeit zu regeln. Diese Nachwahl wird die erste Alaska-weite Wahl sein, die mit dem neuen Wahlsystem des Staates abgehalten wird. Bei der US-Wahl 2020 stimmten die Wähler:innen Alaskas für ein neues Wahlrecht, das die bisherigen Partei-Vorwahlen abschafft.

Stattdessen treten alle Kandidat:innen bei einer parteiübergreifenden Vorwahl an, die bei diese Nachwahl für den 11. Juni angesetzt ist. Die vier Kandidat:innen mit den meisten Stimmen qualifizieren sich für die eigentliche Wahl. Dabei kommt dann ein Rangwahlsystem – auch als Ranked Choice Voting bekannt – zum Einsatz, bei dem die Wähler:innen den Kandidat:innen einen Rang von eins bis vier zuordnen. Sollte niemand in der ersten Runde eine absolute Mehrheit der Stimmen erhalten, scheiden die Kandidat:innen mit den wenigsten Stimmen Schritt für Schritt aus. Ihre Stimmen werden dann auf die übrigen Kandidat:innen verteilt. Dieser Eliminierungs- und Umverteilungsprozess wird fortgesetzt, bis ein:e Sieger:in mit mehr als 50 Prozent der Stimmen feststeht.

Umkämpfte Nachwahl mit prominenten Kandidat:innen

Gouverneur Mike Dunleavy hat die Nachwahl auf den 16. August gelegt. Damit fällt sie auf das Vorwahldatum der regulären 2022er Wahlen. Insgesamt haben 51 Kandidat:innen verschiedenster Parteien zum Registrierungsschluss ihre Unterlagen eingereicht – unter ihnen auch die frühere Gouverneurin Alaskas Sarah Palin.

Palin war 2008 von John McCain als republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin bestimmt worden und sorgte damals mit ihren sozial-konservativen Positionen wie der Ablehnung von Abtreibung, solange das Leben der Mutter nicht in Gefahr ist, und zahlreichen Fehltritten ebenso für Aufmerksamkeit wie mit ihrer geringen Erfahrung. Zum Zeitpunkt ihrer Nominierung hatte Palin gerade einmal 20 Monate als Gouverneurin hinter sich. Zuvor war sie Bürgermeisterin der Gemeinde Wasilla, Alaska mit damals etwa 7.800 Einwohner:innen. Rund ein Dreivierteljahr nachdem McCain und Palin die Präsidentschaft gegen Barack Obama und Joe Biden verloren hatten, trat die fünffache Mutter von ihrem Posten als Gouverneurin zurück.

Ein über die Jahre schwindender Einfluss auf die Republikanische Partei, wiederkehrende Spekulationen über erneute Kandidaturen, ein Auftritt bei The Masked Singer und eine gescheiterte Verleumdungsklage gegen die New York Times später steht Palin mit ihrer Kongresskandidatur wieder im politischen Rampenlicht.

Ob Palin ihre hohe Bekanntheit in Alaska dabei helfen kann, in das US-Repräsentantenhaus einzuziehen ist auch angesichts des neuen Wahlrechts völlig offen. Der Meinungsforscher Ivan Moore von Alaska Survey Research erklärte gegenüber Politco, dass Palins Zustimmungswerte im vergangenen Oktober bei 31 Prozent gelegen haben. Moore zufolge sei die niedrige Beliebtheit in ihrem Heimatstaat auf ihren Rücktritt 2009 zurückzuführen und habe sich seitdem nicht wieder erholt.

Die stärkste Konkurrenz dürfte Palin von Al Gross bekommen. Der 59-jährige Arzt sicherte sich 2020 als unabhängiger Kandidat die demokratische Senatsnominierung und hatte gute Chancen, den republikanischen Amtsinhaber Dan Sullivan zu besiegen, verlor dann aber doch vergleichsweise deutlich.

Darüber hinaus kandidieren unter anderem John Coghill, der ehemalige republikanische Mehrheitsführer des Senats von Alaska, und Nick Begich III., Neffe des ehemaligen US-Senators Mark Begich, für den offenen Sitz im US-Repräsentantenhaus.

Die Nachwahl wird zur ersten Bewährungsprobe für das neue Wahlrecht, das erst im Januar 2022 eine Klage vor dem Supreme Court von Alaska überstanden hatte. Zudem dürfte das Rennen auch seinen Schatten auf die im November folgende Senatswahl werfen, in der die republikanische Amtsinhaberin Lisa Murkowski unter anderem mit einer von Donald Trump unterstützten konservativen Herausforderin konfrontiert ist. Je nachdem ob sich bei der Kongressnachwahl ein:e Kandidat:in aus dem konservativen Lager oder ein:e Moderate:r durchsetzt, werden die Wahlkampagnen der Senatskandidat:innen, ihre Schlüsse aus dem Ergebnis ziehen müssen.

Quellen: New York Times, Anchorage Daily News, Axios