Virginia: Republikaner schicken wirtschaftsfreundlichen Gouverneurskandidaten ins Rennen

Beim republikanischen Nominierungsparteitag in Virginia konnte sich Glenn Youngkin gegen sechs andere Kandidat:innen durchsetzen und geht damit im November für die Republikaner ins Rennen um den Gouverneursposten des Südstaats. Youngkin konnte die Wahl erst im sechsten Wahlgang für sich entscheiden.

Glenn Youngkin während seines Gouverneurwahlkampfs in Virginia.
Glenn Youngkin

Glenn Youngkin geht im November für die Republikaner ins Rennen um den Gouverneursposten des Südstaats Virginia. Die Delegierten nominierten den ehemaligen Co-CEO der Investmentfirma Carlyle Group auf einem Drive-In-Parteitag am vergangenen Samstag. Aufgrund eines komplexen Wahlverfahrens und einzuhaltenden Corona-Bestimmungen dauerte die Stimmauszählung mehrere Tage und so konnte das Ergebnis erst zwei Tage später bekanntgegeben werden. Der wirtschaftsfreundliche Republikaner Youngkin führte bereits in der ersten Runde, konnte sich aber erst im sechsten Wahlgang gegen den zweiten selbstfinanzierten Kandidaten im Rennen, Pete Snyder, durchsetzen.

Dem Parteitag war ein monatelanger Streit innerhalb der Partei über die Form des Nominierungsprozesses vorausgegangen. Statt einer sonst üblichen Vorwahl wurde sich letztendlich auf einen Parteitag geeinigt. Diese Entscheidung war sehr umstritten, da so den republikanischen Aktivist:innen mehr Gewicht zukam als es bei einer staatlichen Vorwahl der Fall gewesen wäre, wo eher moderate Vorwähler:innen dominiert hätten.

Aufgrund von Covid-19-Bestimmungen konnte der Parteitag allerdings nicht an einem zentralen Ort stattfinden. Stattdessen gaben die Delegierten ihre Stimmen per Drive-In ab. Hierbei kam ein Rangwahlsystem mit nach Regionen gewichteten Stimmen zum Einsatz. Zudem bestanden mehrere Kandidat:innen auf die Auszählung per Hand statt mit Wahlmaschinen, was den Prozess noch weiter in die Länge zog.

Diese Forderungen waren geprägt von den widerlegten Betrugsvorwürfen vieler Republikaner zur US-Wahl 2020, allen voran Donald Trump. So machte die Skepsis nicht einmal vor dem eigenen Parteiapparat halt und sorgte dafür, dass der Auszählprozess per Video ins Internet übertragen und die Wahlurnen versiegelt von bewaffneten Wachleuten gesichert wurden.

Auf Youngkin kommen nun harte Wahlkampfmonate zu. Für die Republikaner ist es durch den demographischen Wandel in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, den Staat zu gewinnen. 2009 ging Bob McDonnell beispielsweise als letzter republikanischer Kandidat siegreich aus einer Gouverneurswahl im Südstaat hervor. Seit 2006 stimmte Virginia zudem ausnahmslos für demokratische Senats- und Präsidentschaftskandidat:innen.

Sollten die Demokraten zudem bei der Vorwahl am 8. Juni den ehemaligen Gouverneur Terry McAuliffe als Gouverneurskandidaten nominieren, steht Youngkin ein Kontrahent mit größerer Bekanntheit gegenüber, der darüber hinaus erfahrener Spendensammler ist. So verfügte McAuliffe Ende März noch über mehr als 8,5 Millionen US-Dollar. Youngkin hingegen lag zu dem Zeitpunkt bei rund 3,2 Millionen. Im Gegensatz zu den meisten seiner Konkurrent:innen um die Nominierung seiner Partei investierte Youngkin 5,5 Millionen US-Dollar seines Vermögens in den eigenen Wahlkampf. Sein Privatvermögen, das Berichten zufolge bei mehr als 200 Millionen US-Dollar liegt, könnte also zum entscheidenden Vorteil im Rennen um den Gouverneursposten werden.