Joe Bidens Kabinett – ein Ebenbild der amerikanischen Bevölkerung?

Weiß, männlich und gesetzten Alters: Unter Donald Trump sah der Großteil seiner Regierung so aus. Damit will Joe Biden aufräumen. Schon im Wahlkampf kündigte der frisch vereidigte Präsident ein Kabinett an, das die demografische Vielfalt der USA repräsentieren soll. 

Die ehemalige Zentralbank-Chefin Janet Yellen ist die erste weibliche US-Finanzministerin.
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Dem US-Zensus zufolge sind lediglich 60 Prozent der Bevölkerung weiß und haben keinen Migrationshintergrund. Latinos, afroamerikanische, indigene und asiatische Einwohner sind alle Teil des kulturellen „Melting pots“ der USA und dennoch in der Regierung bisher stark unterrepräsentiert. Genau das möchte Joe Biden ändern.

Mit der Ernennung von Kamala Harris als Vizepräsidentin schrieb er bereits Geschichte, doch auch viele weitere Personalentscheidungen haben historisches Ausmaß. Als ersten Minister hat der Senat am 22. Januar Lloyd Austin bestätigt, der den Posten des Verteidigungsministers übernimmt und der erste Afroamerikaner in diesem Amt ist. Drei Tage später folgte die Bestätigung von Janet Yellen. Die Ökonomin führte vier Jahre lang die US-Zentralbank und wird die erste Finanzministerin der Geschichte des Landes. 

Eine amerikanische Ureinwohnerin für das Innenministerium

Ein Blick auf die restlichen zu vergebenden Ministerposten und Stabsstellen zeigt: Joe Biden steht zu seinem Versprechen. So stellen Latinos mit rund 20 Prozent Bevölkerungsanteil die größte Minderheit der USA dar und spielen auch eine wichtige Rolle in Bidens Regierung. Sie werden durch die neuen Minister Xavier Becerra (Gesundheitspflege und Soziale Dienste), Miguel Cardona (Bildung) und Alejandro Mayorkas (Heimatschutz) vertreten.

Des Weiteren soll Deb Haaland als erste amerikanische Ureinwohnerin ein Ministeramt bekleiden. In ihrer Rolle als Innenministerin obliegt ihr der Naturschutz, die Kontrolle über die Bodenschätze des Landes sowie die Beziehung zu den indigenen Stämmen. Als Angehörige der Laguna Pueblo war sie schon früh mit Diskriminierung konfrontiert und musste Obdachlosigkeit und Armut hautnah erleben.

Deb Haaland wird sich für eine „grüne Wirtschaft“ einsetzen.
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Neben sozialen Angelegenheiten könnte Haaland auch eine Schlüsselposition in der Abkehr von fossilen Brennstoffen übernehmen, die unter Donald Trump besonders gefördert wurden. So hat der Republikaner die Erschließung von Energiequellen in ehemaligen Naturschutzgebieten in Utah erlaubt. Zudem ermöglichte Trump den erweiterten Abbau von fossilen Energieträgern vor der Küste Alaskas – einem sensiblen Gebiet, das sein Vorgänger Barack Obama noch für „tabu“ erklärte. 

Mehr Frauen, mehr LGBTQ+-Repräsentation

Neben verschiedenen Ethnien repräsentiert die neue Regierung auch vielfältige sexuelle Orientierungen. So wird der designierte Verkehrsminister Pete Buttigieg das erste offen homosexuell lebende Kabinettsmitglied der USA. Auch Rachel Levine gehört der LGBTQ+-Community an und wird als Assistant Secretary for Health im Gesundheitsministerium die erste transsexuelle Bundesbeamtin des Landes.  

Von den 25 zu vergebenden Posten gehen zwölf an Frauen und 13 an Männer – eine Verteilung, die die angestrebte Gleichberechtigung weiter fördern wird. Der bisherige Rekord lag bei je acht Frauen in den Regierungen von Bill Clinton und Barack Obama. Donald Trump wiederum beschäftigte sieben Frauen in Spitzenpositionen, jedoch nie mehr als sechs gleichzeitig. Neben dem von Kamala Harris geführten Vizepräsidialamt und dem Finanzministerium von Janet Yellen unterstehen auch die Nachrichtendienste mit Avril Haines erstmals einer Frau. Die rein weibliche Kommunikationsabteilung des Weißen Hauses stellt ebenfalls ein Novum dar.

Obwohl der neue Präsident wie viele seiner Vorgänger weiß, männlich und gesetzen Alters ist, schuf er ein vielfältiges Kabinett, das von den Vertretern der Minderheiten gefeiert wird. Es sei ein Meilenstein und ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung, so Marc Morial von der Bürgerrechtsorganisation National Urban League. Die Ernennung des Kabinetts wird als erster Vorgeschmack auf die Regierungsweise des neuen Präsidenten gewertet. Nach diesen symbolträchtigen Personalentscheidungen liegt es nun an der Biden-Regierung, diese Inklusivität auch im Alltagsgeschäft vorzuleben.