Maine wird bei der US-Wahl am 3. November als erster Bundesstaat per Rangwahl über den nächsten Präsidenten abstimmen. Der Supreme Court des Staates erklärte mehrere hundert Unterschriften für ein Volksbegehren gegen das neue Wahlsystem für ungültig und ebnet der Rangfolgewahl damit den Weg.
Nach einem jahrelangen Kampf um die Implementierung eines neuen Wahlsystems in Maine hat der Supreme Court des Staates nun den Weg für eine Präsidentschaftswahl per Rangfolgewahl (Ranked-Choice-Voting) frei gemacht. Die Republikanische Partei wollte per Volksbegehren, dem sogenannte „People’s Veto“, in letzter Minute noch verhindern, dass Maine dieses Jahr schon mit dem neuen Wahlsystem über den nächsten US-Präsidenten abstimmt.
Die Partei machte jedoch Fehler bei der Unterschriftensammlung, weswegen ihr Begehren nicht zugelassen wurde. Eine Klage gegen diese Entscheidung scheiterte jetzt vor dem höchsten Gericht Maines. Damit wird der Sieger des Staates bei der Präsidentschaftswahl sowie die nächste US-Senatorin aus Maine per Rangfolgewahl entschieden.
Gerechtere Wahlen dank Rangfolgewahl?
Ranked-Choice-Voting ist kein neues Phänomen. Die Rangfolgewahl, oft auch Wahl mit integrierter Stichwahl genannt, wird etwa bei Präsidentschaftswahlen in Irland sowie seit 1918 bei Unterhauswahlen in Australien eingesetzt. Statt ein Kreuz bei ihrem bevorzugten Kandidaten zu machen, sieht Ranked-Choice-Voting vor, dass die Wähler die Rangfolge ihrer bevorzugten Kandidaten angeben – also neben der ersten auch eine zweite, dritte und vierte Wahl.
Sollte ein Kandidat bei der ersten Auszählung keine Mehrheit erhalten, wird der Kandidat mit den wenigsten Stimmen eliminiert und dessen Stimmen dann entsprechend der Rangfolge verteilt. Dieser Vorgang wird solange fortgesetzt, bis ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen erhalten und somit die Wahl gewonnen hat.
Die Rangfolgewahl soll sicherstellen, dass nur Kandidaten eine Wahl gewinnen, die auch eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich vereinen können. Dadurch soll der sogenannte Spoiler-Effekt unterbunden werden, bei dem ein dritter oder vierter Kandidat dafür sorgt, dass niemand eine absolute Mehrheit erhält.
Maine geht andere Wege
Bei der Abstimmung über die Präsidentschaft könnte das neue Wahlsystem ausschlaggeben dafür sein, welcher Kandidat im Ostküstenstaat Wahlkollegsstimmen erhält. In Maine stehen neben Joe Biden und Donald Trump nämlich auch die Kandidaten der Grünen, der Libertären Partei sowie der Alliance Party auf dem Stimmzettel.
Sollte weder Donald Trump noch Joe Biden bei der ersten Auszählung eine absolute Mehrheit haben, werden die Wahlzettel für weitere Auszählrunden in die Hauptstadt Augusta gebracht. Somit könnte sich die Bekanntgabe des endgültigen Wahlergebnisses um etwa eine Woche verzögern.
Maine hat bereits Erfahrungen mit alternativen Wahlregeln gemacht. Seit 1972 vergibt der Staat seine Wahlkollegsstimmen nicht mehr alle an den Gewinner, sondern macht die Verteilung abhängig von den Ergebnissen in den Kongresswahlkreisen. So erhielt Hillary Clinton vor vier Jahren drei Stimmen und Donald Trump eine. Nur Nebraska folgt auch diesem Modell. Alle anderen Staaten setzen auf das Winner-takes-all-Prinzip, das alle Stimmen dem Kandidaten zuspricht, der den Staat gewonnen hat.
Quelle: Associated Press, Maine Legislature