Kampfkandidatur in Massachusetts: Wollen die Demokraten wieder einen Kennedy als US-Senator?

Für Joe Kennedy sollte das Repräsentantenhaus nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zum US-Senat sein – ganz nach dem Vorbild seines Großonkels, John F. Kennedy. Da der amtierende Senator Ed Markey jedoch für eine weitere Amtszeit kandidierte, blieb dem ambitionierten Kennedy nur eine Kampfkandidatur – ein riskantes Manöver, das zu scheitern droht.

Joe Kennedy spricht bei einer Wahlkampfveranstaltung von Elizabeth Warren.
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Es hätte alles so schnell gehen können: Im August 2019 gab Joe Kennedy, der 39-jährige Spross der Kennedy-Familie, bekannt, dass er mit dem Gedanken spielt, für den US-Senat zu kandidieren. Der Ankündigung waren wochenlange Gerüchte vorausgegangen, dass sich der Kongressabgeordnete für eine Kampfkandidatur gegen den demokratischen Amtsinhaber Ed Markey entscheiden könnte. Unterstützung kam zudem in Form einer Umfrage, die Kennedy einen Vorsprung von 17 Prozent bescheinigte.

Statt aber den Weg für den ambitionierten Kongressabgeordneten frei zu machen, verkündete Ed Markey entgegen vieler Erwartungen seine erneute Kandidatur für den US-Senat. Kennedy stand somit vor der schwierigen Entscheidung, Markey 2020 herauszufordern oder darauf zu warten, dass einer der beiden Senatssitze zu einem späteren Zeitpunkt frei wird – etwa falls Elizabeth Warren einen Posten in einer möglichen Biden-Administration übernehmen sollte. Doch warten kam für Joe Kennedy nicht infrage, zumal bereits zahlreiche weitere Kongressabgeordnete in den Startlöchern stehen und darauf warten, dass Warren oder Markey ausscheiden.

Lockdown als Wendepunkt

Gegen Ende 2019 sah auch alles danach aus, als wäre die demokratische Vorwahl in Massachusetts für Joe Kennedy nur eine kleine Hürde auf dem Weg zum US-Senat. Der 39-Jährige lag in den ersten Umfragen noch deutlich vor dem Amtsinhaber Ed Markey. Bei Wahlkampfveranstaltungen versuchte er sich als energetischer Jungpolitiker zu präsentieren und damit einen starken Kontrast zu seinem Vorwahlkonkurrenten zu schaffen, der auf 44 Jahre Abgeordnetentätigkeit in Washington, D.C. zurückblickt.

Joe Kennedy zusammen mit US-Senatorin Elizabeth Warren, die Ed Markey im Vorwahlkampf unterstützt.
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Doch dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr das Ende persönlicher Wahlveranstaltungen. Eine andere Art Wahlkampf war notwendig – eine die Markey, Mitautor des „Green New Deal“ bevorzugte. Unterstützt von Alexandria Ocasio-Cortez gelang es Markey sein Image aufzupolieren und sich als Kämpfer für progressive und grüne Politik im Senat zu positionieren. Kennedy hingegen hatte es schwer zu erklären, warum er überhaupt antritt und was er besser machen würde als Markey.

Beflügelt von Jung- und Erstwählern konnte sich der 74-jährige Markey den Vorsprung auf seinen Herausforderer in den Umfragen stetig ausbauen und liegt aktuell deutlich vor Kennedy. Einer Umfrage des Emerson College zufolge führt Markley bei den 18-bis-29-Jährigen sogar mit 70 Prozent gegen Kennedy, der bei dieser Altersgruppe nur auf 30 Prozent kommt.

Mit seiner Kandidatur für den US-Senat hat Joe Kennedy auch seinen Sitz im Repräsentantenhaus aufgegeben. Sollte er also die Vorwahl verlieren, wäre er ab 2021 nicht mehr im Kongress vertreten. Allerdings könnte sich eine Niederlage trotzdem für ihn lohnen. Schließlich hat er durch seine Kandidatur sowohl einen Bekanntheits- als auch einen organisatorischen Vorsprung auf möglichen Konkurrenten um die Nachfolge von Ed Markey oder Elizabeth Warren.